KOMMENTAR: Schuß Elite
■ Können Frauen die Polizeitruppe zivilisieren?
Für bayerische (Gesetzes-) Zustände beim“Todesschuß“ plädiert ein führender Bremer Polizeigewerkschafter Arm in Arm mit dem CDU-Rechtsexperten. Seine Organisation gehört zum DGB und gilt als fortschrittlichere Interessenvertretung der PolizistInnen. Drei Stunden später führt der Leiter der Bremer Bereitschaftspolizei, Siegfried Bleck, 25 PolizeianwärterInnen (12 davon Frauen, immerhin!) in ihr neues Leben ein. Daß sie von 875 BewerberInnen das Rennen gemacht haben, stimuliert den altgedienten Uniformträger zu starken Worten an die Azubis: „Sie sind nach dem Leistungsprinzip ausgewählt und damit eine Elite. Eine Demokratie kann ohne Elite nicht leben.“ Das „Gemeinschaftsgefühl“ des vorherigen Ausbildungsjahrgangs feiert er und fordert „Bereitschaft, sich geschmeidig einzufügen in das, was wir von Ihnen verlangen“. Kritik dürfe nur konstruktiv sein.
Die 25 Polizei-Azubis werden es schwer haben gegen den Corpsgeist strammer Polizei-Männer und die schießfreudige Kollegialität ihrer Interessenvertreter. Vielleicht bringen die Zopf- und Dauerwellenträgerinnen mehr demokratische Zivilisation in die Truppe. In Hamburg ist bei Einsätzen mit Polizistinnen nachweislich weniger Gewalt angewandt worden.
Gaby Mayr
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