: Brennende Argumente gegen IWF/Weltbank
■ Zum zweitenmal kurz nacheinander wurden auf Autos Brandanschläge verübt / Bekennerschreiben weist auf Protest gegen Weltbank-Tagung
Erneut haben unbekannte Täter in der Nacht zu Dienstag mehrere Brandanschläge auf Firmenwagen in Berlin verübt. In Tiergarten brannte der Lkw einer Autovermietung völlig aus. In Wilmersdorf bemerkte ein Passant zwei weitere Brandsätze unter Fahrzeugen einer anderen Autovermietung, die aber von der alarmierten Polizei rechtzeitig gelöscht werden konnten. Nach Auskunft der Polizei wurden bei den Anschlägen auf die Autovermietungen die gleichen Brandsätze verwendet, die schon in der Nacht zum Montag beim Abbrennen von 25 Pkws der Firma Siemens auf verschiedenen Parkplätzen des Konzern eingesetzt wurden. In einem 14seitigen Kommunique bekennen sich „Autonome Zellen“ zu den Anschlägen auf den Siemens -Fuhrpark. Offenbar sind aber auch Autos abgebrannt, die nicht dem Konzern gehören. In ihrem Schreiben erklären die „Autonomen Zellen“, 13 Firmenfahrzeuge angezündet zu haben, während die Polizei von 25 ausgebrannten Autos spricht.
Im Rahmen der Kampagne gegen die IWF/Weltbank-Tagung vom 26. bis 29.September haben verschiedene Anti-AKW-Gruppen für den 26.9. Aktionen im Bezirk Siemensstadt angekündigt, da „Siemens einer der Großen im weltweiten Atomgeschäft und führender Konzern der bundesdeutschen Atom-Mafia ist“.
Einleitend heißt es in dem Kommunique der „Autonomen Zellen“: „Am 5.September, im Vorfeld der IWF-Weltbanktagung, haben wir in mehreren West-Berliner Stadtteilen zeitgleich 13 Fahrzeuge der SiemensAG in Brand gesetzt. Bestimmung der Aktion ist, einen für die imperialistische Ausbeutung der drei Kontinente verantwortlichen multinationalen Konzern anzugreifen sowie die militante kontinuierliche Kampagne gegen das WAA-Firmenkonsortium weiterzuführen.“ Die Wiederaufbereitungsanlage im bayerischen Wackersdorf ist „das größte atomare Projekt, an dem die SiemensAG zur Zeit arbeitet“. Bei einem Bauvolumen von 10 Milliarden Mark bedeutet das saftige Profite für Siemens.
Der Konzern ist nach Ansicht der Autoren des Bekennerschreibens die treibende Kraft für die Entwicklung einer bundesdeutschen Atombombe. Bei der WAA geht es „neben Kapitalinteressen auch um militärische Optionen. Dabei ist die SiemensAG als Rüstungskonzern von zentraler Bedeutung“. In einer Stellungnahme der IGMetall werden die Brandanschläge auf die Siemensfahrzeuge als Angriff auf die Arbeitsplätze der Arbeitnehmer gewertet. Die Gewerkschaft verurteile die Anschläge und warne vor weiteren Aktionen gegen Firmen in Berlin. In ihrer Pressemitteilung äußerte sich die IGMetall ferner besorgt wegen der angekündigten Aktionen autonomer Gruppen. Die notwendige Sicherheit der Arbeitnehmer stehe für die Gewerkschaft im Mittelpunkt ihrer Betrachtungen.
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