: Frau am Steuer - ungeheuer
■ Für den IWF sollen keine Frauen Chauffeuse spielen
Mit Mietwagen und Chauffeur darf auch der Autoverleih Interrent am IWF-Kongreß verdienen. In der 'Zweiten Hand‘ vom Dienstag wurden für die IWF-Tage Fahrer gesucht, die die hier tagenden Bankiers in der Stadt herumfahren sollen. Auch Frau N. fühlte sich von der Annonce angesprochen - eben weil es doch immer heißt, daß mit den Fahrern die Fahrerinnen gleich mitgemeint sind. Doch weit gefehlt.
„Ich muß Ihnen da ganz was Trauriges sagen“, meinte der Interrent-Vermittler zu Frau N. Sie dachte, die Stellen wären schon vergeben und hörte dann erstaunt, wie ihr Gesprächspartner eine Hand halb über die Muschel legte, und nach hinten fragte: „Gell, keine Frauen!“ „Nein, auf gar keinen Fall“, kam es dann sehr entschieden zurück.
Also faßte der Herr am Telefon die traurige Botschaft noch mal zusammen: Frauen dürften die Bankiers nicht herumfahren, so leid es ihm auch tue. Anderen Frauen, die sich ebenfalls als Fahrerinnen bewerben wollten, wurde einfach gesagt, für die IWF-Tage seien die Stellen alle schon vergeben.
Doch das stimmte natürlich nicht. Meldete sich ein Mann auf die Annonce hin, wurde ihm das Angebot weiterhin schmackhaft gemacht: größere Autos, aber fast alle Automatik-Wagen; ein Stundenlohn von elf Mark brutto und 31 Mark Spesen pro Tag; gute Englischkenntnisse, Sehtest, aber kein Personenbeförderungsschein nötig. Das garantiere die Ausnahmegenehmigung des Senats.
Aber warum keine Frauen? Wegen der Sicherheitslage, meinte Herr Wittenbring, führender Mitarbeiter von Interrent, auf taz-Nachfrage, könne er das „weder bestätigen noch dementieren“.
urs
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen