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SAS-Morde:„Wahnsinnstat“

Dublin (taz) - Bei der Untersuchung der SAS-Morde an drei IRA-Mitgliedern am 6.März in Gibraltar ist am Donnerstag die offizielle britische Version des Tathergangs schwer erschüttert worden. Der staatliche Pathologe Professor Alan Watson von der Universität Glasgow sagte aus, daß die Erschießung von Sean Savage, der von 16 Kugeln durchsiebt wurde, eine „Wahnsinnstat“ gewesen sei.

Fünf Kopfschüsse wurden Savage beigebracht, als er bereits am Boden lag, obwohl die Schüsse in den Rücken aus einer Entfernung von weniger als einem Meter schon tödlich gewesen wären. Die beiden anderen IRA-Leute, Mairead Farrell und Danny McCann, seien weniger entstellt gewesen als Savage. Aber auch bei ihnen gebe es deutliche Hinweise, daß die Soldaten der Sondereinsatztruppe SAS weitergeschossen hätten, als die beiden schwer verwundet am Boden lagen. Der Schuß in Mairead Farrells Gesicht sei aus einem halben bis einem Meter Entfernung abgegeben worden, sagte Professor Watson.

Als der Professor nach seiner Vernehmung von Journalisten gefragt wurde, ob er den Begriff „Wahnsinnstat“ zurücknehmen wolle, antwortete er: „Nein, ich stehe dazu. Man spricht ja auch von einer Wahnsinnstat, wenn ein Mörder 16 Mal auf sein Opfer einsticht.“ Das irische Fernsehen RTE nahm noch am selben Abend eine Sondersendung ins Programm. Watson sagte außerdem, daß er die Leichenschau unter äußerst ungünstigen Bedingungen durchführen mußte. Ihm stand im „Royal Navy Hospital“ in Gibraltar weder ein Röntgengerät noch ausgebildete Assistenten zur Verfügung.

Ralf Sotschek

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