: Geprügelter Zeuge belastet Hammadi
Amerikaner sagte aus, er sei von Hammadi im Flugzeug mit einer Stahllehne schwer mißhandelt worden ■ Aus Frankfurt Heide Platen
Der 42jährige amerikanische Dachdecker Kurt Carlson belastete gestern im Prozeß den libanesischen Flugzeugentführer Muhamad Ali Hammadi schwer. Er identifizierte Hammadi als denjenigen, der ihn während der Flugzeugentführung vom 14. bis 17.1. 1985 schwer mißhandelt und fast zu Tode geprügelt habe.
Carlson war den Entführern aufgefallen, weil er einen Ausweis als Reservesoldat dabei hatte. Er und der später ermordete Marinetaucher Robert Stethem waren im 1.-Klasse -Abteil schwer geschlagen worden. Hammadi sei es gewesen, sagte Carlson gestern, der ihn mit der Stahllehne des Pilotensitzes zusammengeschlagen habe. Er habe auch immer wieder auf ihn eingetreten. Der „kleinere Entführer“, Hammadi, sei dazu auf eine Konsole gestiegen und ihm mit beiden Beinen auf den Rücken gesprungen. Er habe gedacht, er müsse sterben.
Daß es Hammadi war, der ihn mißhandelte, das habe er trotz der verbundenen Augen erkannt. Der Mann habe während des Tretens und Prügelns immer geredet und wieder und wieder gerufen: „One American must die.“ Er habe auch bemerkt, daß Hammadi ihm das Bordmikrofon neben den Kopf hielt. Seine Schreie seien während der ersten Zwischenlandung in Algier dazu benutzt worden, der Forderung der Entführer nach Treibstoff Nachdruck zu verleihen. Auch der andere Entführer habe ihn immer wieder getreten.
Beide Täter hätten Arabisch gesprochen und nur einige englische Satzfetzen eingeflochten. So habe der „größere Entführer“ gleich zu Beginn gesagt: „Americans come to die, Americans die.“ Mit der Chefstewardeß Derickson habe Hammadi deutsch gesprochen.
Die Männer seien mit Handgranaten und einer Pistole bewaffnet gewesen. Die Pistole habe anfangs der größere Mann gehabt. Er selbst sei allerdings später immer wieder von Hammadi mit der Waffe bedroht worden, die er ihm an die Schläfe gehalten habe. Irgendwann, so Carlson, sei er ohnmächtig geworden. Hammadi habe sich später bei ihm entschuldigt: „Love you, ment not to kill you.“ Den erschossenen Stethem habe er nur kurz gesehen. Auch er sei mit der Stahllehne geschlagen worden und habe am Kopf geblutet.
Hammadi hatte in einem von ihm nicht unterzeichneten Geständnis und im Gerichtssaal den Eindruck erweckt, er habe wenig zur Entführung beigetragen und die Befehle vom zweiten Entführer erhalten. Carlson sagte gestern aus, er habe eher den Eindruck, daß der größere Entführer auf Hammadi hörte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen