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Verwirrung um Phosphate

■ Experten stritten um Phosphate in Waschmitteln / BGA-Vertreter betonte Gefährung durch Phosphatersatzstoffe / Umweltgerechtes Verhalten wird durch solche Debatten nicht gefördert

„Der Verbraucher ist ja nun echt überfordert“, so fand ein Zuhörer treffend am Ende der Debatte, die gestern vormittag in der Verbraucherzentrale stattfand. Zwei Stunden stritten sich die Experten über das Für und Wider des Einsatzes von phosphathaltigen Waschmitteln in Berlin. Am Ende stand es drei zu zwei für die Phosphatgegner. Doch selbst die im Saal vertretenen Umweltschutzorganisationen waren sich uneins.

Dr.Hansen vom Bundesgesundheitsamt (BGA) und der Vertreter der Berliner Wasserbetriebe setzten sich vehement für eine Rückkehr zum Phosphat ein, da dies in Berlin weitgehend aus den Abwässern gefiltert werden könne. Unabhängig von der Eingangskonzentration würden am Ende nicht mehr als 0,8mg Phosphat pro Liter das Klärwerk verlassen, und die Abwässermenge, die ungefiltert in die Flüsse und Kanäle ginge, sei äußerst gering, argumentierte Herr Altmann von den Wasserwerken. Durch die Verwendung phosphatfreier Waschmittel würden sich Volumen und Zusammensetzung des Klärschlamms verändern und ein mögliches Recycling der Phosphatanteile verhindern.

Bisher jedoch, mußte er einräumen, werden die phosphathaltigen Rückstände der Klärschlammverbrennung in der DDR deponiert. Der Vertrerter des BGA hob insbesondere die mögliche Umweltgefährdung durch die Phosphatersatzstoffe hervor. So sei der Verbleib der verwendeten Polycarboxilate bis heute analytisch nicht nachweisbar. Die Hersteller hätten es abgelehnt, diese Stoffe zu markieren. Auch zeigten Erfahrungen aus der Schweiz, daß phosphatfreie Waschmittel wegen ihrer geringeren Waschkraft in höherer Konzentration verwendet würden.

Der Vertreter des Umweltbundesamtes, Prof. Karnowski, hielt dem entgegen, daß von 1982 bis heute der Waschmittelverbrauch in der Bundesrepublik nicht gestiegen sei. Die Frage der Carboxilate sei für Berlin nicht von Bedeutung, da diese hier mit dem Klärschlamm vollständig verbrannt würden. Auch die Umweltverwaltung will den Schwenk der Wasserwerke nicht mitmachen und setzt weiterhin auf die phosphatfreien Mittel. Schließlich komme es darauf an, überschüssige Phosphate gar nicht erst in Umlauf zu bringen, argumentierte Dr. Koch vom Umweltsenat. Einig waren sich die meisten Anwesenden jedoch darüber, daß der über die Medien ausgetragene Expertenstreit keineswegs dazu dient, ein umweltgerechtes Verhalten der Verbraucher zu fördern.

Gerd Thorns

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