: Fly-Over für den Bremer Flughafen
■ Eine Autobahn auf Stelzen soll die Neuenlanderstraße entlasten und die Anbindung des Flughafens verbessern / Senatorin für Umweltschutz und Stadtentwicklung an der Planung nicht beteiligt
Die Straßenbau-Vorhaben in Bremen nehmen immer gigantischere Ausmaße an. Nachdem in den letzten Monaten vor allem über Straßenneu-und - ausbauten im Bremer Osten gestritten wurde, wird ein weiteres Projekt in den kommenden Monaten planerische Gestalt annehmen. Das Ingenieurbüro Masuch und Olbrisch aus Hamburg erhielt vor etwa vier Wochen den Auftrag, eine autobahnähnliche Hochstraße zur Entlastung der Neuenlanderstraße zu planen. Masuch und Olbrisch haben bereits Übung darin, im Auftrag Bremer Behörden den Bau breiter Betontrassen vorzubereiten. Auch die Ausbaupläne für den Hemelinger Tunnel und die Oslebshauser Querspange sind bei dem Hamburger Büro in Auftrag gegeben worden.
„Im Gebiet der Hafenanlagen links der Weser, in den dort anschließenden Gewerbegebieten sowie im Güterverkehrszentrum und im Niedervieland II entwickeln sich verkehrliche Ballungsgebiete“, heißt es in einer internen Vorlage für die Sitzung der Wirtschaftsförderungsausschüsse Ende August. In diesem Gremium werden die Leitlinien der Stadtentwicklungspolitik zwischen den Senatoren für Wirtschaft, Finanzen, Arbeit und Häfen abgestimmt. Vertreter der Senatorin für Stadtentwicklung und Umweltschutz sind zu diesen Sitzungen nicht geladen.
In der Tat: Besonders in den Verkehrsspitzenzeiten stauen sich die Autos auf der Neuenlanderstraße und den Zufahrtsstraßen. Ursprünglich war geplant, hier mit einem Tunnel Entlastung zu schaffen. Doch diese Pläne erwiesen sich bei genauerer Kalkulation als unfinanzierbar. Statt dessen soll nun eine Autobahn auf Stelzen von der Senator Appelt-Straße am Flughafen vorbei und dann zur Neuenlander Straße für
Entlastung sorgen. Eine solche Trasse würde, anders als ein Tunnel, den Flughafen direkt an eine vierspurige Schnellstraße anschließen. Hierzu heißt es in der Beratungsvorlage zurückhaltend: „Von MBB und der Flughafen -Gesellschaft sind weitere erhebliche Aktivitäten bzw. Erweiterungsabsichten mit zusätzlichem Verkehr festzustellen.“
Erst im September hatte ein Gutachten des Bremer Ausschus
ses für Wirtschaftsforschung für Aufregung gesorgt, in dem vorgeschlagen wurde, den Flugverkehr über Bremen bis zur Jahrtausend-Wende systematisch auszuweiten. Sowohl Bürgermeister Wedemeier als auch Hafensenator Kunick hatten die Pläne aus dem Hause des Wirtschaftsenators abgelehnt. Mit der Planung der Flughafen-Autobahn, für die 500.000 Mark bereitgestellt worden sind, wird die Infrastruktur
schon auf den Flughafen 2000 vorbereitet.
hbk
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