: Terror ohne Ende
■ In Sri Lanka haben die Tiger zugeschlagen
Diesmal waren es 47 Bewohner der singhalesischen Ortschaft Ulukulama, die im Schlaf von den tamilischen Separatisten niedergemetzelt wurden. Mit solch brutalen Massakern beabsichtigen die Tiger zum einen, singhalesische Siedler aus jenen Landesteilen zu vertreiben, die sie als tamilisches Heimatland bezeichnen. Zum anderen ist es ihre erklärte Strategie, die anstehenden Provinzratswahlen mit allen Mitteln zu verhindern und das Friedensabkommen vom 29.Juli 1987 zu torpedieren.
Auf den Tag genau vor einem Jahr hatten die Tiger ihren Kampf gegen die indische Armee aufgenommen, die die Einhaltung des indisch-srilankischen Vertrags überwachen sollte. Noch Anfang September brüstete sich der Chef der indischen Friedenstruppe, die Tiger seien militärisch geschlagen, ihr militärisches Rückgrat gebrochen. Mit dem Massaker vom 10.Oktober haben die Tiger nun klargemacht, daß sie nicht geschlagen sind, daß ein Ende des Krieges nicht in Sicht ist und daß Wahlen in der Ost- und Nordprovinz derzeit eine Farce wären. Sowohl für die indische als auch für die srilankische Regierung sollten Provinzratswahlen ein Zeichen für die Normalisierung gegen ihre internen Kritiker setzen.
Der prompte Vergeltungsschlag der Inder kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß es bei diesem Guerillakrieg keine Besiegten und keine Sieger geben kann. Auswirkungen wird das Massaker auch auf die für Dezember geplanten Präsidentschaftswahlen haben. Es gibt den radikalen Kritikern von Präsident Jayewardene erneut Auftrieb und heizt den singhalesischen Chauvinismus weiter an. Wer im singhalesischen Süden Stimmen gewinnen will, kann die militärische Präsenz der Inder nicht einfach hinnehmen. Danach wird sich auch der Kandidat der Regierungspartei, der derzeitige Premierminister Premadasa, richten müssen.
Thomas Prinz
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen