DEPRESSIV

■ Im Hoftheater quält sich Beate Bauer in „Jacke wie Hose“

Da kommen wir noch einmal in den Genuß, die deutsche Männerunterhose zu bewundern. Das Modell „Feinripp“ der Firma Schiesser bietet statt Sexappeal für den Mann, an dem sie hängt, weiträumigen Tragekomfort und durch die dezent weiß-gräuliche Farbe die mehrtägige Chance, Spuren der Benutzung durchscheinen zu lassen. Kurzum, in dieser Unterhose wird die Sehnsucht nach dem Mann zur Endstation.

Aus völlig undurchsichtigen Gründen hat sich die Schauspielerin Beate Bauer vorgenommen, dieses eklig deprimierende Gefühl ohne Variation und in konsequenter Langeweile ans zahlende Publikum weiterzugeben. Sie schlüpft, schauspielerisch passabel, in Jacke wie Hose, ein unerträglich schlechtes Ein-Frau-Stück von Manfred Karge. Als wollte sie einer Prüfungskommission der Staatlichen Bühnengenossenschaft demütigst das Maß ihrer Selbstverleugnung beweisen, spielt sie Elisa, die in die Arbeitskleidung ihres verstorbenen Mannes Max gequetscht ist und die Zuschauer anderthalb Stunden mit den vorhersehbaren, im Höchstfall peinlichen Schwierigkeiten dieses Geschlechtertausches quält. Wer seine Herbstdepression nicht für den gleichen Preis an der Seite von Johnny Walker ertränken, sondern sie unbedingt ausagieren will, kann das um 21 Uhr im Hoftheater tun.

Susanne Raubold