piwik no script img

DEPRESSIV

■ Im Hoftheater quält sich Beate Bauer in „Jacke wie Hose“

Da kommen wir noch einmal in den Genuß, die deutsche Männerunterhose zu bewundern. Das Modell „Feinripp“ der Firma Schiesser bietet statt Sexappeal für den Mann, an dem sie hängt, weiträumigen Tragekomfort und durch die dezent weiß-gräuliche Farbe die mehrtägige Chance, Spuren der Benutzung durchscheinen zu lassen. Kurzum, in dieser Unterhose wird die Sehnsucht nach dem Mann zur Endstation.

Aus völlig undurchsichtigen Gründen hat sich die Schauspielerin Beate Bauer vorgenommen, dieses eklig deprimierende Gefühl ohne Variation und in konsequenter Langeweile ans zahlende Publikum weiterzugeben. Sie schlüpft, schauspielerisch passabel, in Jacke wie Hose, ein unerträglich schlechtes Ein-Frau-Stück von Manfred Karge. Als wollte sie einer Prüfungskommission der Staatlichen Bühnengenossenschaft demütigst das Maß ihrer Selbstverleugnung beweisen, spielt sie Elisa, die in die Arbeitskleidung ihres verstorbenen Mannes Max gequetscht ist und die Zuschauer anderthalb Stunden mit den vorhersehbaren, im Höchstfall peinlichen Schwierigkeiten dieses Geschlechtertausches quält. Wer seine Herbstdepression nicht für den gleichen Preis an der Seite von Johnny Walker ertränken, sondern sie unbedingt ausagieren will, kann das um 21 Uhr im Hoftheater tun.

Susanne Raubold

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen