: Fälschte Satan Leichentuch Jesu?
■ Turins Erzbischof erklärt das Leichentuch des Messias für unecht
Turins Erzbischof Ballestrero - bisher bekannt für seine Ernennung von Teufelsaustreibern - hat dem Gerätsel um das legendäre „Leichentuch des Erlösers“ persönlich ein Ende gesetzt. Untersuchungen mit Hilfe radioaktiver Zerfallszeiten haben erwiesen, daß das Linnen mit dem schwach erkennbaren Menschenabdruck darauf, allenfalls aus dem ausgehenden 13.Jahrhundert stammt. Also Schluß mit der Verehrung; vorbei ist es nun mit der jahrhundertealten Rekonstruktion des Christusgesichts, das die Passionsspiele in Oberammergau genauso wie Regisseure von biblischen Schmachtschinken in Hollywood inspiriert hat. Allerdings bleibt manche bange Frage offen. Wie könne man, mosert der vor Monaten berühmt gewordener italienische Experte Valia Maggionani, Erlöserblut mit Menschenblut vergleichen? Der Lebenssaft des Messias sei doch gar nicht von dieser Welt. Der selbsternannte Leichentuch-Experte griff zur Selbsthilfe: Humorlose Tierschützer haben ihm gerichtlich aber untersagen lassen, Hunden Blut abzuzapfen, es zu erhitzen und in die Blutbahnen der Vierbeiner zurückzuführen, um die den Außerirdischen zugeschriebene Supra-Bluttemperatur zu erzeugen, und deren nichtphysikalisches Verhalten zu beweisen.
Es bleibt ein furchtbarer Verdacht: Wie lassen sich, wenn das Gewebe nicht echt ist, die tausenden von glaubhaften Wunder erklären, die es getätigt hat? Ein Abgrund tut sich auf - war es etwa der Antichrist, der sich darein gehüllt, der Leibhaftige, der die Gläubigen bisher genarrt hat? Die wissenschaftlichen Gutachten am Ende nur ein Trick, das Tuch aus der Kirche herauszuholen? Sollte es so sein, hat sich Luzifer gründlich verrechnet. Kardinal Ballestrero nämlich hat erklärt - Zerfallszeit hin, Zerfallszeit her, daß das Leintuch dort bleibt, wo es ist; denn was die Kirche einmal ihr Eigen nennt, behält sie auch
Werner Raith
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