piwik no script img

Länge x Breite x Teer

■ Behörden-Argumente für breiteren Tunnel

Der Ausbau der Schwachhauser Heerstraße zur Stadtautobahn und die Verbreiterung des Concordia-Tunnels ist zu „einem Schlachtfeld“ zwischen Senat und BürgerInnen geworden. Das erklärte am Dienstag Horst Bullermann, Leiter des Amtes für Straßen- und Brückenbau, 200 protestierenden BremerInnen im Haus des Sports. Für die „Gefechtslage“ seien allerdings die Politiker der Regierungspartei verantwortlich.

Dennoch bemühte sich Bullermann, die Debatte durch neue Gesichtspunkte zu bereichern: Erstens müsse der Concordia -Tunnel breiter werden (d.h. vier Fahrbahnen und eine Bahntrasse), weil der modernste Stand der internationalen Technik das erfordere. Zweitens müsse der Tunnel 4,50 Meter hoch werden, weil der Bund das so vorschreibe, damit Euro -LKWs unter ihm durchpassen. Drittens seien Gegenargumente ohnehin nicht so wichtig, weil der Flächennutzungsplan erlaube, die ganze Ostseite der Schwachhauser Heerstraße abzuholzen und die Vorgärten zu enteignen. Und viertens das verlas die Bürgerinitiative „Keine Stadtautobahn durch Schwachhausen aus Amtspapieren - erzeuge der bisherige schmale Tunnel Angstzustände, während ein breiter freien Durchblick erlaube.

Der Unterhaltungswert der Versammlung stieg. Herr Schreiber, Sozialdemokrat und Sprecher der Baudeputation, wollte die ihm zugeschobene politische Verantwortung nicht so recht übernehmen. Er verwies auf den Sachverstand der Ämter („Denen muß ich glauben“), auf Bremens 40.000 Arbeitslose („Wenn wir Arbeitsplätze schaffen wollen, brauchen wir auch Straßen für die Produkte“) und auf die Solidarität aller BremerInnen („Wenn Sie wüßten, was die Anwohner der B 75 an Lärm erleiden“).

Die EinwohnerInnen, in der Mehrzahl gesetzte SchwachhauserInnen schwankten zwischen Wut und befreiendem Gelächter. Irmgard Jahnke, grüne Abgeordnete, hatte ein Heimspiel. Sie war sich mit dem Saal einig: „Im Umweltressort ist der Umweltschutz dem Straßenbau geopfert worden.“ FDP-Vertreter von Schönfeld hatte dem nichts hinzuzufügen. Auch die CDU stellte Einigkeit fest und forderte, die Bausumme in neue Straßenbahnlinien zu investieren. Entnervt bot der SPD-Vertreter „Kompromisse“ an: „Ich weiß aber nicht, wie die aussehen können. Nageln Sie mich nicht fest.“ Just wurde ein Bierdeckel herumgereicht. „An Herrn Schreiber. Erwarten Dich in der Kneipe. Claus (Dittbrenner, SPD-Fraktionschef) und Egon (Kähler, Ex-Fraktionschef).“

Ende der Versammlung. Worum war's gegangen? Antwort von Ortsamtsleiter Hucky Heck: „Länge mal Breite mal Teer.“ So beschrieb Amtsleiter Bullermann nämlich seinen Planungsauftrag.

my

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen