: Räumung wegen Aussiedler-Wohnheim?
■ Bewohner des ehemals besetzten Hauses Prinzenallee58 erhielten eine Räumungsklage / Haus soll in ein Aussiedler-Wohnheim umgewandelt werden
Zwei Wochen vor Ablauf der Verhandlungsfrist, in der die zukünftigen Vertragsbedingungen zwischen der Panke-Park Wohnungsbaugesellschaft und der Prinzenallee58 ausgehandelt werden sollten, stellte die Eigentümerin des Grundstückes, die „Panke Park GmbH&Co, eine Räumungsklage gegen die derzeitigen Bewohner des ehemals besetzten Hauses.
Die Räumungsklage kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die Zukunft des Hauses in seiner derzeitigen Nutzung bereits gesichert schien. Der Weddinger Baustadtrat Lüdtke vermittelte zwischen Bewohnern und Grundstücksgesellschaft, und die Weddinger AL und SPD sprachen sich auf der Bezirksverordnetenversammlung vom 22.9.1988 gegen die Stimmen der CDU für den Erhalt des Hauses in seiner derzeitigen Nutzung aus.
Als Begründung für die Räumungsklage gab „Panke Park„ -Mitarbeiter Weisel an: Die Bewohner der Prinzenallee hätten die von ihnen geforderten 10.500Mark Monatsmiete für die Zeit der Verhandlungsphase nicht überwiesen, sondern 6.500Mark wie in der Vergangenheit. Elfi Witten, Mitarbeiterin des Nachbarschaftshauses bestätigt dies. Allerdings seien die restlichen 4.000Mark auf ein Sperrkonto gezahlt worden, um sie gegebenenfalls nach Vertragsabschluß abzurufen.
Verständlich wird das überstürzte Handeln der Wohnungsbaugesellschaft vor dem Hintergrund von Informationen, die der taz aus gut unterrichteten Kreisen zugingen: Es bestehen Pläne, die Prinzenallee58 in ein Wohnheim für Aussiedler umzuwandeln.
Ursprünglich geplant war der Bau eines Aussiedlerhotels durch die Klingbeilgruppe in der Koloniestraße 6. Verwalten und betreiben sollte das 150-Plätze Projekt der Arbeiter -Samariterbund. Allerdings, so die Mitteilung an die taz weiter, macht die Weddinger Bezirksverordnetenversammlung den Plänen des Senats einen Strich durch die Rechnung. Sie beschloß, daß ohne Bebauungsplan nichts laufe. Eine Nutzung des Abrißhauses Koloniestraße6, das am 13.10.1988 überraschend einem Brandanschlag zum Opfer fiel, ist mittelfristig nicht realisierbar.
Bereits im September, als die Bewohner der Prinzenalle58, die „Panke Park GmbH&Co“ und der Weddinger Baustadtrat Lüdke miteinander verhandelten (die taz berichtete), wurde von interessierten Kommunalpolitikern aus SPD und CDU diskutiert, wie die Prinzenallee58 in ein Aussiedlerwohnheim umgewandelt werden könnte.
Herr Weisel, stellvertretender Geschäftsführer der „Panke Park GmbH&Co“ mochte die Gerüchte um die künftige Nutzung der Prinzenalle58 als Aussiedlerwohnheim auf Nachfrage weder bestätigen noch dementieren. „Auf jeden Fall“, so Weisel „gebe es bereits interessante Angebote für das Gelände.“
Eberhard Seidel-Pielen
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