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Zähe Tage des Aufstands

■ Erstmals studierten zwei Bremer Arabisch-StudentInnen an der palästinensischen Universität Birzeit / „Optimal“ / Öffentliches Leben völlig gelähmt

Mit ihrer Kooperation zu einer palästinensischen Universität macht die Hochschule Bremen ernst. Zwar ist noch kein endgültiger Vertrag unterschrieben, aber die ersten zwei Bremer Arabisch-StudentInnen sind bereits mit einem Stipendium in die aufständische Westbank gereist - und mittlerweile mit verfeinerten Arabisch-Kenntnissen zurückgekehrt.

Uta Kadmani und Malte Petersen hatten als PionierInnen des Studiengangs „Angewandte Weltwirtschaftssprachen“ die Studien-Bedingungen in dem von Israel besetzten Gebiet erkundet. Bei ihrer Abfahrt wußten sie nicht, ob der sechswöchige Arabisch-Sommerkurs in Birzeit überhaupt von den Besatzungsbehörden geduldet, wo und wie er stattfinden würde. Denn die Westbank und damit auch Birzeit sind von der Außenwelt weitgehend abgeschnitten, nicht telefonisch erreichbar.

In Birzeit standen die beiden zunächst vor verschlossenen Türen. Die Universität ist seit Beginn des Aufstands im Dezember 1987 geschlossen, und der Arabisch-Sommerkurs, der für auswärtige StudentInnen angeboten wird, war in das Studenten-Wohnheim „Al-Hamra“ verlegt worden. Aber der Kurs fand statt und war „optimal“, wie beide in einem Gespräch mit der taz betonten.

Das Studentenwohnheim „Al-Hamra“ liegt direkt neben dem überfüllten Gefängnis in der Kleinstadt Ramallah und erschien den Gästen wie eine „Oase“. Malte Petersen: „Du kommst vom Markt zurück, kletterst über brennende Autoreifen, und kommst dann in den ruhigen, fast romantischen Campus.“ Vor dem ehemaligen „Al-Hamra„-Hotel patrouillierten Soldaten, „bis an die Zähne bewaffnet“, zu Übergriffen gegen die ausländischen Gäste kam es jedoch nicht. 26 TeilnehmerInnen verschiedenster Nationalität hatten sich im „Al-Hamra“, eingemietet, darunter auch zwei Japaner und ein Australier. Die Universität Birzeit hatte den ausländischen Gästen zwanzig palästinensische StudentInnen zur Seite gestellt, vor allem über diese Kontakte bekamen Uta Kadmani und Malte Petersen Lektionen in „Soziologie vor Ort“.

Nachhaltigster Eindruck über das Leben außerhalb ihrer Oase: „Alles stagniert, alles ist lahmgelegt. Das öffentliche Leben schließt mittags um zwölf Uhr. Kein Kino, kein Cafe, keine Eisdiele.“ Malte Petersen zieht einen Vergleich: „Das ist wie sonntags in Bremen in der Sögestraße.“ Uta Kadmani widerspricht: „Nein, noch schlimmer. Alles ist wie ausgestorben.“ Und an Streiktagen sei es sogar von morgens bis abends „zappenduster“.

Malte Petersen: „Dieser Aufstand ist mit großen Einbußen verbunden. Die Studenten sitzen da und drehen Däumchen. Nicht jeder geht auf die Straße und schmeißt Steine. Mir hat jetzt eine 19jährige Palästinenserin geschrieben: 'Ich will hier raus. Ich halte es nicht mehr aus. I'm dying every day.'“ Malte Petersen weiter: „Gleichzeitig ist die Situation gespannt. Man wartet seit Dezember, daß was passiert, aber es

gibt keine großen Fortschritte. Im Gegenteil: Die Israelis hauen nur noch härter zurück.“ Tränengasschwaden über dem Markt, herumliegende Gummigeschosse, Studenten mit unzähligen Knochenbrüchen und die fast tägliche Nachricht über Todesopfer.

Malte Petersen und Uta Kadmani wollen, daß der Austausch weitergeht: „Internationale Kontakte sind für die Leute in Birzeit sehr wichtig.“

Barbara Debus

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