Hoch auf dem orangenen Baukran

Fünf Greenpeace-Aktivistinnen besuchten über drei Stunden lang einen 60 Meter hohen Kran auf der Baustelle der WAA  ■  Aus Wackersdorf Luitgard Koch

Der graugrüne Bus fährt langsam durch das Haupttor der „Oberpfälzer Atommüllfabrik“ Wackersdorf. Donnerstag mittag. „Sie sind die erste Gruppe, die das Brennelementeeingangslager besichtigen wird“, erklärt Dr. Zobel von der „Deutschen Gesellschaft für Wiederaufbereitung von Kernbrennstoffen Wackersdorf“ (DWW). Nach einem Vortrag über WAA-Technik, Betriebserfahrung, radiologische Auswirkung steht für die 25köpfige Münchner Arbeitsgruppe „Klima“ die „Standortgeländebesichtigung“ auf dem Programm. Die Bauhelme auf dem Kopf, geht es Richtung „Modulteststand“. Hinter dem grauen Betonklotz steht ein orangefarbener Baukran.

„Herr Dr.Zobel, ist die Aktion auf dem Kran da genehmigt?!“ Aufgeregt stürzt der Mann vom Werkschutz zu seinem Vorgesetzten. Fünf erfahrene Aktivisten von Greenpeace, darunter eine 25jährige Frau aus Hamburg und ein Österreicher, klettern am 60 Meter hohen Baukran hoch. Im Hundezwinger auf dem Gelände bellen die Schäferhunde. Fortsetzung auf Seite 2

„I woaß nix, i hob garnix gsehng“, schüttelt der Mann vom Werkschutz vor dem Haupttor den Kopf und versperrt den Eingang.

Kein Zutritt und keine Auskunft für die Presse, lautet seine Anweisung von oben. „Dora zehn für Dora elf“, quäkt es aus seinem Funkgerät. Währenddessen seilt sich der Greenpeace-Trupp mit einem grellgelben Transparent am Kran ab - Aufschrift: „Sonne statt Plutonium“, darunter der Schriftzug „Greenpeace“. Langsam wird das Umweltbanner entrollt, vor dem Tor heftiger Applaus. „Wir schicken da keine Leute hoch, die sich verletzen könnten“, werden die Presseleute von einem Greenpeace-Mann beruhigt. Unter den Kranbezwingern ist ein professioneller Bergführer und ein Höhlenforscher. Zwei VW-Busse der Polizei rasen durch das Haupttor. Kurz danach treffen im dunklen BMW einige Vertreter der DWK ein. Zusammen mit den Polizisten steigen sie auf das Dach des Modulteststandes und starren zum Kran hoch.

Fast zwei Milliarden sind für Deutschlands bestbewachten Schwarzbau inzwischen verbaut worden. Rund zwölf Milliarden soll der Bau insgesamt verschlingen. Die Polizei kann sich zunächst nicht erklären, wie die Greenpeace-Mitglieder auf das Gelände kamen. „Wir wollen damit der Öffentlichkeit zeigen, auch auf diesem Gelände ist Protest möglich“, erklärt die Pressesprecherin von Greenpeace, Ariane Gottberg, den Reportern. Ein Tiefflieger düst über die atomare Baustelle. Nach dreieinhalb Stunden verlassen die Himelsstürmer ihren Turm, nach dreifacher Aufforderung der DWK. Die Gesellschaft hatte schon zwei Stunden zuvor angeboten, man werde keine Anzeige erstatten.