: Karriere aus „Zufall“
■ Informationstage der FU zur Studien- und Berufsplanung für Geistes- und Sozialwissenschaftlerinnen / „Instabile Lebensphase“ von bis zu zehn Jahren bei der Erschließung des eigenen Berufsfeldes
Neigungsstudium gegen Broterwerb, Karriere oder Arbeitslosigkeit - um „Chancen in der Krise“ ging es am ersten Tag der dreiteiligen Veranstaltung Studien und Berufsplanung von Geistes- und Sozialwissenschaftlerinnen. Die Informationstage, die sich besonders an Frauen im Grundstudium richten, werden von der Zentraleinrichtung zur Förderung von Frauenstudien und Frauenforschung und dem Referat für ergänzende Studienangebote der FU in diesem Jahr zum ersten Mal durchgeführt.
„Frauen sollten den Einstieg in Beruf und Gesellschaft bewußt planen“, forderte zu Beginn der Veranstaltung FU -Vizepräsidentin Barbara Riedmüller die rund 80 Teilnehmerinnen (darunter einige Männer) auf. Dem stehe im Wege, daß der Karrierebegriff für Frauen negativ belegt sei. Es mache sie stutzig, so Riedmüller, daß gerade erfolgreiche Frauen ihre Karriere auf „Zufall“ oder „Glück“ zurückführen würden. Männer hingegen planten ihre Berufslaufbahn bewußt und bedienten sich der entsprechenden Mittel: Zitierkartelle, Seilschaften, die richtige Themenwahl bei der Diplomarbeit...
Näher untersucht wurde der Arbeitsmarkt speziell für Geistes- und Sozialwissenschaftlerinnen. „Was kann man eigentlich werden mit einem Studium an der Philosophischen Fakultät?“ Darüber gibt es, so Dr. Beate Krais vom Max -Planck-Institut für Bildungsforschung, bislang wenig statistisches Material. Auffällig sei, daß auch sogenannte Experten - zum Beispiel im Arbeitsamt - nicht über Berufsmöglichkeiten für AbsolventInnen in diesem Bereich informiert seien und so zum Teil falsche Hinweise gäben. Viele AkademikerInnen würden - statistisch gesehen - einfach in einer Grauzone verschwinden. Einzeluntersuchungen - zum Beispiel an AbsolventInnen der Hamburger Universität hätten jedoch gezeigt, daß etwa PhilologInnen in einer Vielzahl von Berufen unterkommen konnten. Das Berufsfeld reichte von PrivatlehrerIn bis zu PR-Fachleuten, von BibliothekarIn bis SozialreferentInnen.
Doch wie kommt frau an die begehrte Stelle? Der Weg, so skizziert Beate Krais, ist lang und aufwendig. Geistes- und Sozialwissenschaftlerinnen müssen sich auf eine lange Suche einstellen. Verlangt werden Eigeninitiative, Durchhaltevermögen und die Bereitschaft, „erst mal irgendwo einzusteigen, auch für weniger Geld“. Diese „Erschließung des Berufsfeldes“ durch eigene Kraft bedeutet, daß dem Studium längere Zeit - Beate Krais spricht von bis zu zehn Jahren - eine instabile Lebenslage folgt, was gerade für Frauen in Hinblick auf Familienplanung und Kinderkriegen problematisch sein kann. Studentinnen und Absolventinnen sollten dennoch in dieser scheinbaren Perspektivlosigkeit keine Verlegenheitslösung, sondern auch die Chance sehen, sich langsam eine fachliche Identität aufzubauen. Die Chance in der Krise, so Beate Krais, sei nur dann eine, wenn frau sich engagiere und sie als solche erkenne und nutze.
Die Veranstaltungsreihe wird am Samstag, 12.November, fortgesetzt. Ort: Rostlaube, Habelschwerdter Allee 45, Raum J3210, 10.15 Uhr. Dann geht es u.a. um die Organisation des Studiums: Hochschullehrerinnen geben Tips für Studium und Prüfung.
-guth
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