: Schnee-Flug
■ Winterflugplan mit Verspätung von Alliierten genehmigt / Freude bei CDU/FDP, Kritik von SPD/AL
Mit fast zwei Wochen Verspätung haben die westalliierten Zivil-Luftfahrtattaches am Mittwoch den Berliner Winterflugplan 1988-89 genehmigt. Sie erlaubten damit auch den Betrieb der Air France/Lufthansa-Tochter Euroberlin France, die ihre Flüge nach Frankfurt bereits am Montag aufnahm.
Wie aus einer Erklärung der in diesem Monat für alle drei Botschaften federführenden US-Mission hervorging, hoben die drei Attaches auch ihr Verbot von Sondertarifen für die Berlin-Korridore auf. Noch im Sommer hatten sie es der neuzugelassenen Trans World Airlines (TWA) untersagt, zwei Monate lang Einführungspreise von zum Beispiel 99 Mark nach Hamburg anzubieten. Während Fachleute die erneute Genehmigung von Sondertarifen als möglichen Auftakt für einen kommenden Preiskrieg im Berlin-Flugverkehr sehen, hielt Pan-Am-Sprecher Harold Kosel dies für unwahrscheinlich. Er verwies darauf, daß „Schnellschüsse“ auf den Berlin-Strecken nicht möglich seien. Jede Veränderung müsse bei den Luftfahrtattaches beantragt werden, und diese Genehmigungsverfahren seien langwierig. Der Senat begrüßte die Erklärung aller drei Schutzmächte, deren gemeinsames Handeln Voraussetzung für weitere positive Entwicklungen im Luftverkehr sei.
Der SPD-Landes- und Fraktionsvorsitzende Momper übte an der Entscheidung der Alliierten Kritik, da sich nun ein „sinnloser Konkurrenzkampf bis aufs Messer“ ergebe. Die „nochmalige Ausweitung“ des Flugangebots führe unter anderem zu geringerer Wirtschaftlichkeit der einzelnen Linien. Auch sähen die Berliner nicht ein, daß sie „den Lärm von halbleeren Maschinen ertragen“ müßten. Momper kündigte an, die SPD werde vermutlich einen Antrag ins Abgeordnetenhaus einbringen, um die Berlin-Flüge zu reduzieren. CDU-Buwitt und FDP-Rasch lehnen die von der SPD angekündigte parlamentarische Initiative zur Verringerung der Zahl der Berlin-Flüge ab. Buwitt nannte den Vorschlag Mompers „aberwitzig und von wenig Sachkenntnis getragen“. Die AL kündigte an, auch weiterhin die Einschränkung des Flugverkehrs sowie den Stopp einer Flughafenerweiterung zu verfolgen.
ap/dpa/taz
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