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Breit und konzeptlos

■ „Big Tech Berlin“ - das Kongreßsammelsurium im ICC ist teuer und wenig spektakulär, wenn auch für Privatbesucher zuweilen nicht uninteressant

Die Zeiten, als die „Big Tech“ noch eine Gründermesse und als offene Schau für den neuen Berliner High-Tech -Mittelstand gedacht war, sind endgültig vorbei. Programmatisch ist die Messe schon im letzten Jahr aus den Räumlichkeiten im Weddinger Innovations- und Gründerzentrum BIG in das renommierte ICC umgezogen. Jetzt, als „Forum für Zukunftstechnologien“ organisiert, ist sie in erster Linie den Großen der Branche zugedacht worden. Eine kleine Fachausstellung dient nur noch der Garnierung eines umfangreichen Kongreßprogramms.

Insgesamt rund 2.000 FachbesucherInnen werden bis zum Samstag erwartet, die ihre Erfahrungen austauschen, vor allem aber Berlin als Standort für zukunftsträchtige Produktionen kennenlernen sollen. Man wolle, so Projektleiter Martin von der veranstaltenden „Technolgie Vermittlungs-Agentur“, die Unsicherheiten bei westdeutschen Firmen abbauen. Schließlich sei die Stadt, so wirbt zugleich der Senat, die „größte Industriemetropole zwischen Moskau und Paris“.

Bis zum Wochenende finden insgesamt 16 verschiedene ein bis zweitägige, zum größten Teil parallel laufende Workshops und Tagungen statt - ein breites, aber konzeptloses Nebeneinander, das von der Medizin-Technik über Technologie -Marketing bis zum Desktop-Publishing reicht, der computerisierten Anfertigung von Büchern, Broschüren oder Zeitschriften voller Grafiken und Fotos. „Übergangsphase“ nennt denn auch Wolfgang Watter, Staatssekretär von Wirtschaftssenator Pieroth, dieses Durcheinander: In den kommenden Jahren werde sich die Big Tech auf jeweils ein Leitthema konzentrieren. Ob das vielfältige Angebot dieses Jahres den angestrebten hohen Teilnehmerzahlen zuträglich sein wird, bleibt zwar noch abzuwarten, wird aber selbst bei den Ausrichtern angezweifelt: Noch Ende letzter Woche verschickte der noch schnell Teilveranstalter „catalyst“ per Eilpost Werbebroschüren für einzelne Kongresse, um noch einige TeilnehmerInnen zu gewinnen.

Im bunten Reigen des Kongreß-Sammelsuriums findet sich zum Beispiel die Veranstaltung „Spacetransfer 88“. Unter der Leitung des Weltrauminstituts Berlin sollen die Beteiligungsmöglichkeiten der mittelständischen Fertigungsindustrie am Bonner Raumfahrtprogramm ausgelotet werden. Andere Geschäftsleute erörtern derweil auf dem „Investitions- und Lizenzforum Ost-West“ neue Formen technologischer Zusammenarbeit mit den Ostblockländern. Richtig interessant könnte es auf den „Computer -Animationstagen“ werden, die über die neuesten Trends der rechnergestützten Filmproduktion informieren. Leider auch nicht so umfassend wie erwartet: Wichtige Firmen wie etwa „mental images“ aus Berlin beteiligen sich nicht, weil sie schon im Vorfeld vom Veranstalter und Konkurrenten „D.I.N.O. Productions“ nicht an der Programmgestaltung beteiligt wurden. Erzpeinlich ist es für den prestige-bewußten Berliner Senat ohnehin, daß das High-Tech-Unternehmen gerade von der westdeutschen Konkurrenz abgeworben wurde: Es zieht demnächst in das „Bremer Innovations- und Technologie -Zentrum“ an der Unterweser.

Der interessierten Öffentlichkeit bleibt bei Gebühren von 600 bis 1.000 Mark pro Einzeltagung bloß der Besuch der Begleitausstellung im Foyer. Nach den Erfahrungen der letzten Jahre dürfte jedoch sowohl die Messebeteiligung der einschlägigen Berliner Firmen als auch der Besucherstrom wenig spektakulär werden.

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