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Proteste gegen Folter-Pfarrer

■ Argentinische Stadt wehrt sich gegen Seelsorger, der mindestens acht Menschen verschwinden ließ

Buenos Aires (taz) - „Mörder! Mörder!“ schrien am Wochenende Tausende in der argentinischen Kleinstadt Bragado, 200 Kilometer südwestlich von Buenos Aires. Der Ruf galt dem neuen Seelsorger Christian von Wernich, den man der Gemeinde vorgesetzt hatte. Zur Demonstration gegen den „Folter -Pfarrer“ hatte der Stadtrat höchstselbst aufgerufen. Zuvor hatte er den Geistlichen zur persona non grata erklärt.

Der deutschstämmige Pfarrer war 1976 am „Verschwindenlassen“ von mindestens acht verhafteten Regimegegnern mitverantwortlich. Dies geht aus dem mehrere hundert Seiten umfassenden Conadep-Bericht hervor, den eine von der Regierung eingesetzte Kommission über die Menschenrechtsverletzungen der Militärdiktatur erstellt hat und der unter dem Titel „Nie wieder“ 1976 bis 1983 auch in deutscher Sprache erschienen ist.

Von Wernich hat die Folterung von Gefangenen ausdrücklich „als patriotische Tat“ gutgeheißen. „Gott weiß, daß es für das Land gut ist“, zitiert ihn der Conadep-Bericht. Wernich war Militärseelsorger der Provinz Buenos Aires und Beichtvater des früheren Polizeichefs Ramon Camps, der zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt worden ist. Camps, dem „Schlächter von Buenos Aires“, unterstanden mindestens sieben geheime Folterzentren, wo er - nach seinen eigenen Worten den „Heiligen Krieg gegen die Subversion“ führte. 7.000 Personen ließ Camps in diesem Krieg „verschwinden“.

Doch so schnell werden die Gläubigen von Bragado ihren neuen Pfarrer, der im Prozeß gegen die Mitglieder der Junta zugegeben hat, in den Verhörzentren der Diktatur nach Belieben ein- und ausgegangen zu sein, nicht loswerden. Der zuständige Bischof hat ihm öffentlich den Rücken gestärkt. Der Pfarrer stehe „weder außerhalb des Gesetzes noch außerhalb des Kirchenrechtes“, erklärte er.

Gaby Weber/thos

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