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„N3“: Intelligent und norddeutsch

■ Drastische Etatkürzungen und ein neues Gesicht

Berlin/Hamburg (dpa/taz) - Neuer Name, neues Gesicht und äußerster Sparkurs: Im Dritten Fernsehprogramm der Sender Norddeutscher Rundfunk, Radio Bremen und Sender Freies Berlin wird es vom Januar an verschiedene Veränderungen geben, für die in erster Linie die Sparmaßnahmen bei allen Rundfunkanstalten verantwortlich sind. „Alles, was sich an Rationalisierungsmöglichkeiten anbietet, haben wir voll ausgeschöpft“, sagte Programmdirektor Rolf Seelmann-Eggebert bei der Vorstellung des „N3“, wie sich dieses Programm künftig nennen wird. „1988 hatten wir noch 34,8 Millionen Mark zur Verfügung. 1989 werden es nur noch 18,45 Millionen sein.“ Fast die Hälfte des Etats wird demnach im Dritten gestrichen. Das Erste Programm schrumpft hingegen nur von 59,7 auf 52,8 Millionen, das sind knapp zwölf Prozent.

Nebeneffekt der Sparmaßnahmen soll sein, daß die neue Struktur des Programms übersichtlicher werden soll. Wie es 1990 allem mit den Finanzen weitergehen soll und welche Möglichkeiten sich dann bieten, kann jetzt noch nicht genau übersehen werden. „Das Produkt, an dem wir gemessen werden, darf jedenfalls nicht überstrapaziert werden“, kündigte der Programmdirektor an.

Während das „Erste“, das Gemeinschaftsprogramm der ARD, mehr als „massenattraktives“ Programm definiert werde, solle „N3“ weiterhin ein Komplementärprogramm bleiben. Das heißt, hier sollen weiterhin regionale Akzente gesetzt und wechselnde Minderheiten bedient werden. Es soll aber auch Unterhaltendes geboten werden, das nicht unbedingt auf „massenhafte Akzeptanz“ zielt, wie Seelmann-Eggebert formulierte. Die Meßlatte für den Erfolg sei nicht die Einschaltquote. „Ich würde sagen: intelligent und norddeutsch wollen wir sein.“

Das „Leistenschema“ - wie die Fernsehexperten sagen - sieht künftig so aus: 18 bis 18.30 Uhr Kleinkinderprogramm, 18.30 bis 19.15 Uhr Bildung und Beratung, 19.15 bis 20 Uhr Dokumentation, 20 bis 20.15 Uhr Nachrichten, 20.15 bis 21 Uhr Wochenaktualität, ab 21 Uhr Fernsehspiel, Spielfilm oder Unterhaltung. Neu werden unter anderem ein Wirtschaftsmagazin mit dem Titel Markt am Montag sein oder aber Kultur und Geschichte, zwölf Beiträge des SFB.

Schattenseiten gibt es auch: Die eigene Produktion des Schulfernsehens wird eingestellt, dafür kommen Übernahmen von anderen Sendern. Eingestellt werden auch Telekirche und Dokumentationen über Eltern und Erzieher. Ein „Sparprogramm“ während der Ferienzeit soll aus kostenlosen Übernahmen aus dem ARD-Programm gespeist werden. Neue Aufzeichnungen von Theateraufführungen der Region soll es kaum noch geben, statt dessen wird auf Wiederholungen aus dem Archiv zurück oder wiederum auf Übernahmen zurückgegriffen. „Wir müssen aus dem Pool der anderen Dritten Programme schöpfen“, meinte der Programmdirektor, „sonst reicht das Geld noch weniger.“

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