: „Alles unter Kontrolle“
■ Biblis-Betreiber im BürgerInnen-Gespräch Verwunderung über Presse-Echo
Biblis (taz) - Es konnte eigentlich zu keinem Zeitpunkt etwas passieren, die Situation war unter Kontrolle resümierte der Betriebsdirektor des AKW Biblis, Fred Meyer. Am Mittwoch abend hatte die RWE zum „26.Kernkraftwerksgespräch“ in das Informationszentrum beim AKW Biblis geladen. Die Tagesordnung des jährlichen Treffens von BürgerInnen und KommunalpolitikerInnen mit der RWE -Betriebsleitung mußte geändert werden: Die Geladenen wollten zunächst Aufklärung über die Störfälle in Block A vom 16. und 17. Dezember 1987. „Die Strahlenbelastung durch den Radioaktivitätsaustritt waren niedriger, als die natürliche Strahlenbelastung bei einer Fahrt nach Süddeutschland“, berichtete Meyer. Der Austritt der Edelgase und von Jod 131 lag weit unter der Meldegrenze, erklärte der Abteilungsleiter Produktion, Wolfgang Hauck.
Das Resümee: Man habe die Situation jederzeit unter Kontrolle gehabt, es hätte durch das umfangreiche Sicherungssystem nie etwas passieren können. Man müsse den Versuch der dritten Schicht, den Fehler manuell zu beheben, verstehen: „Das liegt in der Mentalität, so eine Störung hat man einfach ungern.“ Aus den Fehlern habe man gelernt und administrative und technische Verbesserungen eingeführt: „Heute könnte sowas nicht mehr passieren.“ Erstaunt zeigten sich die RWE-Vertreter von dem Ersuchen des Bundesumweltministers Töpfer, sein hessischer Amtskollege Weimar möge doch bitte die Zuverlässigkeit der Anlagenbetreiber überprüfen. Meyer: „Das ist eine echte Überraschung.“ Für die bundesdeutschen Medien setzt es Kritik: Es sei ihm schleierhaft, wie die deutsche Presse aus dem Artikel von 'Nukleonics Week‘ einen Beinah-GAU heraus lesen konnte. Auch die Vorwürfe die Öffentlichkeit nicht rechtzeitig informiert zu haben, wies Meyer zurück: „Wir haben bereits beim letzten Kraftwerksgespräch im Februar 1988 über den Störfall berichtet, aber halt nur profan über den technischen Vorgang“.
M. B
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen