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Perus Bergarbeiter kehren in die Minen zurück

■ Nach zwei Monaten Streik wichtigste Forderung durchgesetzt / 300 Mio. Dollar Verlust an Exporterlösen / Präsident Alan Garcia am Ende

Lima (ips/taz/afp/dpa) - In Peru ging am Dienstag nach 57 Tagen ein landesweiter Streik von 85.000 Bergarbeitern zu Ende. Firmeneigene Lastwagen werden Tausende von Kumpels, die nach Lima gezogen waren, zu den Minen ins Hochland zurückfahren. Die Bergarbeiter setzten ihre wichtigste Forderung durch: Künftig wird ihre Gewerkschaft Tarifverträge für die gesamte Bergbauindustrie des Landes aushandeln dürfen. Bisher wurden Verhandlungen nur auf betrieblicher Ebene toleriert. Über 6.000 streikende Bergarbeiter waren Anfang November zum Teil mit ihrer ganzen Familie vom Hochland in die Hauptstadt an der Küste gezogen. Anfang Dezember begannen sechs Parlamentarier der „Vereinigten Linken“ einen Hungerstreik, um die Regierung zu Zugeständnissen an die Bergarbeiter zu bewegen. Dem Hungerstreik schlossen sich über hundert Kumpel an, die in Lima nach Zusammenstößen bei Straßendemonstrationen in ein Sondergefängnis der Terrorfahndungsbehörde gebracht worden waren.

Die Regierung hatte die Bergleute beschuldigt, von der maoistischen Guerilla „Leuchtender Pfad“ gesteuert worden zu sein. Sicher zu unrecht. Daß sich der „Leuchtende Pfad“, der seit 1980 im Hochland Krieg gegen die Armee führt, auf seine Art in den Streik einbrachte, ist allerdings nicht auszuschließen. Jedenfalls wurden mehrere Bergarbeiter, die sich gegen den Streik ausgesprochen hatten, von Unbekannten ermordet, und in Lima verwüstete eine Bombe den Sitz des Verbandes der Bergwerksindustrie. Linksnationalistische Guerilleros von der „Revolutionären Bewegung Tupac Amaru“ (MRTA) überfielen zu Wochenbeginn einen Lastwagen einer Geflügelfarm und teilten 5.000 Brathähnchen an streikende Bergleute aus.

Nach Angaben der Regierung entgingen der peruanischen Wirtschaft durch den zwei Monate andauernden Streik fast 300 Millionen Dollar an Exporterlösen. Die Mineralexporte stellen rund 65 Prozent der gesamten peruanischen Ausfuhren dar, deren Wert in diesem Jahr auf rund 2,6 Milliarden Dollar geschätzt wird. Der Ausfall des peruanischen Kupfers hatte auf den Rohstoffweltmärkten teilweise zu Rekordpreisen geführt. Der Ausstand der Bergarbeiter war Teil einer breiten Streikbewegung, die auf die Verkündung des Antiinflationsprogramms vom September folgte. Damals stiegen die Lebensmittelpreise schlagartig um über 125 Prozent an. Der Benzinpreis vervierfachte sich sogar. Im Oktober streikten außer den Bergarbeitern zeitweise Busfahrer, Stahlarbeiter, Bank- und Textilangestellte. Ende November kamen 45.000 Krankenschwestern und Laborangestellte hinzu, die am vergangenen Donnerstag erneut durch die Straßen der Hauptstadt zogen. Es war eine von vielen Kundgebungen, die nur deswegen Schlagzeilen machte, weil sich die Demonstranten die Polizei mit angeblich Aids-infizierten Injektionsnadeln vom Leib hielten.

Ob die Regierung die Inflation, die nach offiziellen Angaben zum Jahresende 1.800 Prozent betragen wird, mit ihrem wirtschaftlichen Schockprogramm in den Griff kriegt, steht noch in den Sternen. Fest steht erst, daß Präsident Alan Garcia, der vor dreieinhalb Jahren sein Amt mit dem Versprechen angetreten hat, Peru aus den Fängen des internationalen Kreditmarktes zu befreien, politisch am Ende ist. Die Regierung werde für die Deckung der öffentlichen Ausgaben des kommenden Jahres im Ausland 1,3 Milliarden Dollar erbitten, kündigte der Präsident der Wirtschaftskommission des Senats, Carlos Melgar, an. Die Auslandsanleihen würden damit die Hälfte des für 1989 veranschlagten Budgets ausmachen, das heute im Parlament zur Abstimmung ansteht.

thos

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