: Schräg-Schrilles nach Weihnachten
■ Eine Vorlust oder: Lobsang Samtens Konzert des Monats: Professionelles aus Bremen
Bremen, diese an Traditionen so reiche Stadt, kann eine weitere aufweisen. Denn mittlerweile zum dritten Mal veranstaltet die Musikformation III.Art ein konzertantes Jahresendereignis in der Schauburg. Am Mittwoch, 28.12. dürfen alle diejenigen wieder aufatmen, denen die unseligen Besinnungstage ein kulturelles Vakuum im Kopf bescherten. Ein Glück allerdings auch für alle DaheimgebliebInnen: Statt Davos oder Jamaica, statt Jodler oder Reggae nun heimatnahe Klänge der exklusiven Art.
Denn was sich an diesem Abend auf der Bühne und umzu tummeln und darstellen wird, ist in Bremen nicht oft zu erleben. Neben der III.Art werden The Dry Halleys eins ihrer seltenen Heimspiele geben, und das ist noch längst nicht alles. Damit es ein „runder Abend mit Atmosphäre“ wird, werden die beiden Headliner vielfältig umrahmt. Neben Tommy T.-The Kaiser Of Rap und The Royal Crew, denen mittlerweile gespenstische Klasse nachgesagt wird, gibt es im Vorraum der Schauburg Kunst-und Musikvideos, zusammengestellt von den MacherInnen von Blue Box, die sich mit ihrer monatlichen Videoreihe im Cafe Grün bereits erste Meriten verdienten.
Tonite-The Fight soll das Motto des Abends lauten, und damit ist auch schon die allumfassende Herangehensweise an diese Nacht bezeichnet. Ein kleines Kämpfchen wider die postweihnachtliche Langeweile ist zu erwarten, dafür werden die hochmotivierten Akteure sorgen.
The Dry Halleys sind vom Urduo nun zum Quartett erweitert, und das läßt sich hören. Ein kompakter Eindruck bestimmt ihre Musik irgendwo in der Grauzone zwischen Düsterrock und Avant-garde-Orchster. Nach Polen- und Ungarntouren, Plattenaufnahmen und Rock-Gegen-Rechts-Einsätzen sollten sie sich einer besonderen Akzeptanz des Bremer Publikums sicher sein dürfen, denn eins verrieten die vier schon im Voraus. In dieser Form wird ein Konzert von TDH nicht wieder stattfinden, ein Drummer wird hinzukommen und neue Projekte, vielleicht gar mit Stanislaw Lem, sind in der Planung.
Perspektiven in ganz andere Richtungen bietet die III.Art. Schubladen in stilistischer Hinsicht sind ihnen fremd, doch fake jazz ist ihnen keine Beleidigung. John Lurie, der kultische Saxophonist aus New York, meinte damit eigentlich „schlecht gespielten Jazz, doch jetzt ist es eher ein positiver Begriff in der Musikszene“, so Achim Gätjen. Möglichkeiten wollen sie sich offenhalten, „Wege aufzeigen und suchen, bloß kein stilistisches Dogma“, ergänzt dann auch Tastenspieler Andre Szigethy. Wem ein Weg ins Steintor nicht zu weit ist, um mitzuerleben, wie „Formen lustvoll aufgebrochen werden“ (Szigethy), wie Stücke ohne Gesang trotzdem Texte haben und „ein Saxophon eigentlich der Gesang ist„(Gätjen), sollte sich früh genug zur Schauburg aufmachen.
Eingelassen werden die BesucherInnen um 20.00 Uhr, der Beginn der Aktivitäten auf dem und um das Podium ist eine Stunde später.
Lobsang Samten
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