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General, Spion, Diplomat

Vernon Walters wird neuer US-Botschafter in Bonn  ■ P O R T R A I T

Aus Washington Stefan Schaaf

Als General Vernon A.Walters im Frühjahr 1985 von US -Prasident Ronald Reagan zum UNO-Botschafter der USA gemacht wurde, brauchte der Senat genau 48 Minuten, um die Nominierung zu bestätigen. Nicht als Bewunderung schallte dem damals 68jährigen Walters entgegen: „Sie sind der faszinierendste Kerl, der je hier vor uns erschienen ist“, sagte der Demokrat Senator Joseph Biden, obwohl ihn politisch wenig mit dem bulligen Geheimdiplomaten und fanatischen Antikommunisten vereinte, als der Walters in Washington bekannt war. Er sei ein „extrem gefährlicher Mann“, schrieb damals das US-Magazin 'The Progressive‘. Einen „gewichtigen Mann“ nennt ihn dagegen der CDU-Politiker Rühe, der die allgemeine Überraschung teilte, die die Nominierung Walters zum neuen Botschafter in Bonn ausgelöst hat. Walters spreche sieben Sprachen, hieß es in einem Artikel, doch am besten spreche er die „Sprache des Kalten Krieges“. Sein Amerika-Bild stamme aus der Nachkriegszeit, als GIs in Deutschland Schokolade verteilten; er selbst ist davon überzeugt, daß die USA die „letzte und beste Hoffnung der Menschheit“ seien.

Er sei zäh wie ein General, gefällig wie ein Diplomat und wachsam wie ein Spion, schrieb ein US-Magazin vor einigen Jahren und fügte hinzu, dies sei kein Wunder: „Er war dies alles schon.“

Der gebürtige New Yorker wuchs in Frankreich, England und den USA auf, seine formale Schulausbildung brach er mit sechzehn Jahren ab. Den Krieg gegen Hitler erlebte er in Italien, eine rasche Karriere brachte ihn nach dem Krieg nach Paris, wo er Averell Harriman bei der Umsetzung des Marshall-Plans assistierte. Schon den nächsten Präsidenten, Dwight Eisenhower, begleitete er bei sämtlichen Auslandsreisen; mit dessen Vize Richard Nixon freundete er sich an. Walters war 1953 in den Putsch verwickelt, mit dem der nationalistische Regierungschef des Iran, Mohammad Mossadegh, gestürzt wurde und dem 26 Jahre Schah-Diktatur folgten. Anfang der sechziger Jahre war er als Militärattache in Rom und blockierte erfolgreich die Bemühungen der Kennedy-Administration, mit der italienischen Linken ins Gespräch zu kommen.

1964 als Militärattache in Brasilien mißfiel ihm der Kurs der damaligen nationalistischen Goulart-Regierung. Walters fürchtete, das Land werde „den Weg Kubas gehen“. Doch Goulart sollte nicht lange im Amt bleiben. Ein persönlicher Freund und Kriegskamerad Walters‘, General Humberto Castelo Branco, plante einen Rechtsputsch, den er im Frühjahr jenes Jahres erfolgreich durchführte. Vernon Walters war so gut über die Vorbereitungen des Umsturzes informiert, daß er seinen Vorgesetzten in Washington den Putschtermin schon eine Woche im voraus telexte. Selbst vier Jahre später, nachdem das südamerikanische Land eine Periode verschärfter Repression durchlebt hatte, plagte Walters keine Reue: „Ein den USA im wesentlichen unfreundliches Regime war durch ein sehr viel freundlicheres ersetzt worden. Manch einer mag dies schlecht finden, ich nicht.“ Die Verletzungen von Menschenrechten durch lateinamerikanische Militärdiktaturen tat er noch 1981 mit der Bemerkung ab, so etwas werde es auch noch im Jahr 3000 durch die Regierungen auf dem Mond und dem Mars geben: „Manche Dinge lassen sich nicht abschaffen.“ Die lateinamerikanischen Militärs, schrieb Walters 1978 in seiner 600 Seiten starken Autobiographie „Silent Missions“, seien eine „stabilisierende Kraft und ein Bollwerk gegen die Ambitionen der Kommunisten.“

1967 wurde er nach Paris versetzt, wo er Henry Kissinger 15mal an den französischen Behörden vorbei zu Geheimverhandlungen mit dem Nordvietnamesen Le Duc Tho ins Land schmuggelte. Nixon belohnte Walters 1972 mit dem zweithöchsten Posten im CIA. Doch als Nixon sich in der Watergate-Affäre verstrickte, widersetzte Walters sich den Bemühungen des Präsidenten, die CIA vor den Karren der Verschwörer zu spannen und die Ermittlungen zu behindern.

Reagan machte ihn 1981 zum Geheimbotschafter. Die nächsten vier Jahre verbrachte Walters vor allem in Flugzeugen, denn er legte pro Woche ca. 10.000 Meilen zurück und besuchte in den folgenden vier Jahren mehr als hundert Staaten. 1985 wurde er mit dem Posten belohnt, den er immer angestrebt hatte: UNO-Botschafter der USA.

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