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China und Vietnam üben Entspannung

■ Erstmals seit 1977 werden die beiden wegen Kambodscha verfeindeten Länder zusammentreffen / Sino-sowjetisches Tauwetter schlägt langsam Wellen

Peking (dpa/afp/wash/taz) - In wenigen Wochen soll der stellvertretende vietnamesischer Außenminister zu einem inoffiziellen Besuch in Peking eintreffen. Dies kündigte ein hochrangiger vietnamesischer Diplomat gestern in der chinesischen Hauptstadt an und machte damit klar, daß Vietnam -, unter massivem ökonomischen Abrüstungsdruck -, sich nicht so leicht abwimmeln läßt. Nach einem Treffen des früheren Königs, Prinz Norodom Sihanouk, mit dem chinesischen Außenminister Qian Qichen am Donnerstag in Paris, wurde aus der Umgebung Sihanouks laut, daß China eine Besuchsofferte des vietnamesischen Außenministers Nguyen Co Thach zurückgewiesen habe. Zuvor müßten „bestimmte Bedingungen“ erfüllt sein. China sei jedoch zu Gesprächen mit Vietnam auf einer „tieferen Ebene und ohne offiziellen Charakter“ bereit.

Selbst wenn der Vizeminister nicht zu einem offiziellen Besuch nach China komme, bedeute dieser erste Besuch seit zehn Jahren einen erheblichen Fortschritt in den Beziehungen der beiden Länder, äußerte sich ein anderer vietnamesischer Diplomat. Peking hatte kürzlich größere Flexibilität in seiner Kambodscha-Position erkennen lassen und sich bereit erklärt, die militärische Hilfe für die antivietnamesischen Widerstandsparteien, darunter vor allem die Roten Khmer, parallel zu einem Rückzug vietnamesischer Truppen aus Kambodscha zu verringern. Der letzte vietnamesische Besucher auf einer höheren diplomatischen Ebene war Le Duan, Chef der Kommunistischen Partei. Im November 1977 versuchte er die Chinesen erfolglos davon abzubringen, die Roten Khmer zu unterstützen. Während des Vietnamkriegs hatte China das alliierte Vietnam mit Hilfspaketen in Milliardenhöhe unterstützt, fühlte sich aber verraten, als Hanoi sich zunehmend an die Sowjetunion wandte. Im Dezember 1978 marschierte China in Kambodscha ein. „Um Vietnam eine Lektion zu erteilen“, so die Worte Deng Xiaopings, bereitete Peking im Februar 1979 eine Invasion Vietnams vor.

Seit einer Dekade ist die Beziehung zwischen den beiden Nachbarstaaten von sporadischen Grenzkonflikten gezeichnet. Dengs persönliche Feindseligkeit gegenüber den Vietnamesen, die er einmal als „die Rowdies des Ostens“ bezeichnete, ist bekannt. Die sich abzeichnende neue chinesische Verhandlungsbereitschaft ist dem sino-sowjetischen Gipfelklima zuzuschreiben. Moskau hat sich im Vorfeld für Direktverhandlungen zwischen Vietnam und China stark gemacht. Der Sowjetische Außenminister Schewardnadse wird schon im nächsten Monat in Peking erwartet. Vorerst bemüht er sich noch um einen anderen Krisenherd: überrraschend traf Schewardnadse gestern in Kabul ein.

sl

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