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Imhausen-Chef ist abgetaucht

Der Hauptverdächtige der Libyen-Affäre ist verschwunden / Mittlerweile 15 deutsche Firmennamen im Gespräch / Niederlande der Lieferung von Grundstoffen für Senfgas auf der Spur / Heute Debatte im Bundestag  ■  Von Bornhöft und Wiedemann

Berlin/ Bonn (taz) - Der Hauptverdächtigte in der Libyen -Affäre ist verschwunden. Firmenchef Jürgen Hippenstiel -Imhausen hat seinen Wohnort in Lahr „auf unbestimmte Zeit verlassen“. Das teilte sein Unternehmen, die Imhausen -Chemie, gestern in dem badischen Ort mit. Die Firma spielt eine Schlüsselrolle beim Bau der mutmaßlichen Giftgasfabrik „Pharma 150“ in Rabta. In Bonn mochte die Bundesregierung sich gestern nicht die Ansicht ihres Finanzministers zu eigen machen, wonach in Rabta Chemiewaffen hergestellt werden können.

Stoltenberg hatte am Montag gesagt, es gebe „konkrete Hinweise und Berichte, daß es sich um eine“ Kampfstoffanlage handele. Regierungssprecher Ost hielt dagegen gestern an der bisherigen Standard-Formel fest - „keine ausreichenden Beweise“ - und distanzierte sich mit der Bemerkung: „Ich bin nicht befugt, die Äußerungen des Finanzministers zu interpretieren.“

Obwohl seit der Nachricht über die Verstrickung des bundeseigenen Salzgitter-Konzerns in die Libyen-Affäre die Luft für die Bundesregierung dünner wird, befaßte sich das Kabinett gestern nicht mit dem Thema. Ost: „Wir haben auch nicht über den milden Winter geredet.“ In der heutigen Bundestagsdebatte soll Kanzleramtsminister Schäuble die umstrittene Haltung der Bundesregierung erläutern.

Als Grund für das Vorpreschen Stoltenbergs verwies ein Sprecher des Ministers auf dessen USA-Reise. Dort habe Stoltenberg sich „unterrichten“ lassen und sei auch mit der deutschen Expertenkommission zusammengekommen. Deren Reisegepäck hatte Ost indes am Wochenende nicht zu einer neuen Bewertung der „Hinweise“ hinreißen können.

Das Finanzministerium bestätigte unterdessen Meldungen über Aussagen des ehemaligen Geschäftsführer des irakischen Projektmanagers Barbouti: Horst Körbler hatte bei einer Vernehmung durch das Zollkriminalsinstitut angegeben, in Libyen Unterlagen der Salzgitter Industriebau GmbH gesehen zu haben. Die Vernehmung Körblers habe im Dezember stattgefunden und sei auch am Montag im Ministerium bekannt gewesen, als Stoltenberg vor der Presse die Verteidigungslinie des bundeseigenen Unternehmens vertrat, man habe für die angebliche Baustelle in Hongkong gearbeitet.

Unterdessen gesellten sich zwei weitere Firmen zu der Gruppe von Unternehmen, die im Verdacht stehen, in das Libyen-Geschäft verwickelt zu sein. Firma Nr.14 auf der Liste - das Darmstädter Chemie Fortsetzung Seite 2

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Unternehmen Merck - bestätigte gestern, im April 1988 19 Tonnen Dichlorethan nach Libyen geliefert zu haben. Selbstverständlich hält Merck es für „unwahrscheinlich“, daß diese „Allerweltschemikalie“ zur Herstellung von Giftgas benutzt werden könnte. Firma Nummer 15 heißt Alfred Teves, Frankfurt. Sie teilte mit, 1986 für die IBI Engineering/Frankfurt einen Auftrag für rund fünf Millionen Mark erledigt zu haben. Die Be- und Entlüftungsgeräte seien „ab Werk“ und „ohne

Installation und Inbetriebnahme“ nach Hongkong geordert worden.

Eine heiße Spur präsentierten gestern niederländische Medien. Sie berichteten, im Februar 1986 habe der deutsche Frachter Wilhelm Schulte im Auftrag der belgischen Cross Link GmbH (deren Chef Jozef Gedopt brummt weiterhin im Knast) gefährliche Ladung an Bord genommen: sieben Tankcontainer mit Ethylenchlorhydrin und Phosphortrichlorid. Die Reise des Frachters begann in Antwerpen, führte über Rotterdam und Hamburg nach Libyen. Die Chemikalie Phosphortrichlorid ist ein Grundstoff für die Herstellung von Senfgas.

Welchen Part bei der Abwicklung des Libyen-Geschäftes der gestern in Belgien verhaftete Jos Vleminckx spielte, wurde zunächst nicht bekannt. Die Staatsanwaltschaft Antwerpen teilte nur mit, Vlemickx sei früher bei der in Konkurs gegangenen Antwerpener Schiffahrtsgesellschaft Sanexomar beschäftigt gewesen. Der Mann soll, ähnlich wie Gedopt, Urkunden gefälscht haben. Die seit Freitag gegen die Imhausen-Chemie ermittelnde Staatsanwaltschaft Offenburg hat den Firmenchef bisher nicht belästigt. Sein Aufenthaltsort sei nicht bekannt, bestätigte die Behörde gestern auf Anfrage.

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