: Mechtersheimers Institut macht dicht
■ Starnberger Institut für Friedenspolitik beendet seine Arbeit im Laufe der nächsten zwei Jahre
Hat das Starnberger Forschungsinstitut für Friedenspolitik seine Aufgabe erfüllt? Dieser Ansicht ist zumindest dessen Leiter Alfred Mechtersheimer. Er will die Pforten innerhalb der nächsten beiden Jahre schließen. Im Gegenzug erwägt das grüne Mitglied des Bundestages, ein Komitee ins Leben zu rufen, das sich „für die Befreiung Deutschlands von fremden Truppen und die totale Entmilitarisierung“ einsetzt.
Dieses Komitee sei der nächste logische Schritt, der sich aus seiner bisherigen Arbeit ergebe, so Mechtersheimer. Er begründet den überraschenden „Vorschlag“ mit dem „atemberaubenden Meinungswandel“, der sich in der Bevölkerung vollziehe. Innerhalb eines Jahrzehnts hätten sich bei vielen sicherheitspolitischen Fragen aus Minderheitsmeinungen überwältigende Mehrheitsmeinungen formiert, so bei der Forderung nach einseitigen Abrüstungsschritten, Kürzungen des Verteidigungshaushalts oder der Einstellung der Tiefflüge.
Mechtersheimer gründete „sein“ Institut Ende 1981, um die sogenannte Sicherheitspolitik in Richtung auf eine Friedenspolitik zu verändern. Heute sieht er die im Institut geleistete Arbeit von Erfolg gekrönt. Die Bevölkerung habe sich durch die vorgetragenen Argumente überzeugen lassen. Nicht jedoch die Regierenden. Künftig könne es also nicht darum gehen, Mehrheitsmeinungen zu fördern, sondern darum, Mehrheitsmeinungen in Politik umzusetzen. Dafür jedoch, so der Institutschef, sei das Forschungsinstitut „offenkundig“ nicht geeignet.
Mechtersheimer beklagt in seinem Resumee „kräftezehrende Mitgliederstrukturen, hohe Fixkosten, einengende Verträge und eine Form von Gemeinnützigkeit, die politische Aktivitäten behindern“. Die Mitgliederzahl sinkt und die Auflage der Instituts-Druckschrift 'Mediatus‘ geht zurück trotz einer aufwendigen professionellen Werbekampagne. Mitglieder und Abonnenten handelten jedoch ausdrücklich nicht aus Enttäuschung so. Aber sie hielten die Arbeit des Instituts offenkundig für nicht mehr so wichtig wie andere gesellschaftliche Aufgaben. Deshalb müsse man ein Institut auflösen, wenn es selbst wichtiger zu werden droht als die Idee, die es hat entstehen lassen: „Wir dürfen nicht selbst Opfer des Strukturkonservatismus werden, den wir sonst bekämpfen“.
Walter Z.-H.
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