: Das Image des Döner Kebabs ist ins Rotieren gekommen
■ Der Türkische Kaufleuteverein kämpft für den Ruf des Döner Kebabs / Angeblich ungenießbares Fleisch im Döner / Drei Köche führten auf einer Pressekonferenz die Zubereitung vor / Das aus minderer Fleischqualität bestehende „Döner Sis“ solle gar nicht erst zum Standard werden
Der gute Ruf des Döner Kebabs scheint dahin. Galt das orientalische Fast-Food vom Bosporus noch vor einigen Jahren geradezu als Symbol der multikulturellen Gesellschaft in Berlin, lassen sich neuerdings immer mehr Menschen wieder die bewährte teutonische Bockwurst mit Pomm Fritz und Mayo schmecken. Der Grund: Angeblich sei die Qualität des Döner -Fleisches mit den Jahren ungenießbar geworden.
Der schlechte Ruf des Döner Kebabs beunruhigt inzwischen auch den Berliner „Türkischen Kaufleuteverein“. Schließlich steht die Zahl der Döner-Imbisse an der Spitze der Skala türkischer Selbständiger. „Natürlich gibt es unter den Herstellern auch ein paar schwarze Schafe“, sagt Hüsnü Özkanli. Die große Mehrheit halte sich jedoch an die vorgegebene Art der Zubereitung. Damit sich die Lebensmittel - und Veterinäraufsichtsämter, die IHK sowie die Fleischer -Innung ein Bild von der üblichen und richtigen Zubereitung eines Döner Kebabs machen können, hat der Türkische Kaufleuteverein drei Köche eingeladen, die den Damen und Herren vorführten, welches Fleisch mit welchen Gewürzen auf den Spieß kommt. Anhand dieser Vorführung soll nun ein „Standard“ für die Zubereitung festgelegt werden, der für alle Döner-Hersteller und alle Imbisse verbindlich sein wird.
In letzter Zeit waren tatsächlich einige Hersteller dazu übergegangen Döner-Fleisch von minderer Qualität anzubieten. Das Döner Kebab darf eigentlich ausschließlich aus Kalbfleisch bestehen, zu zwei Dritteln aus Gehacktem und einem Drittel aus Fleischscheiben. Manche Hersteller verwenden jedoch fast nur noch Gehacktes und reichern dieses mit Stärke und Phosphaten an. „Brühwurst am Stiel“ nennt der Leiter des Schöneberger Lebensmittelaufsichtsamtes, Lamprecht, das qualitativ schlechtere Döner-Fleisch. Das Verwaltungsgericht hatte bei einem Vergleich entschieden, daß Döner mit diesem Fleisch nur noch „Döner Sis“ (phonetisch „Schisch“) - drehender Spieß - genannt werden dürfe.
Wer darauf achtet, wird bei einigen Imbissen bemerken, daß unter dem „Döner Kebab“ - drehendes Fleisch - manchmal in der Tat ein kleingeschriebes „Sis“ steht. Aber keine Angst! Zwar ist das „Döner Sis“ von minderer Qualität, doch gesundheitsgefährdend ist es deshalb noch lange nicht. Die Aufsichtsämter ziehen regelmäßig Proben und finden nur in den seltensten Fällen Anhaltspunkte für Gesundheitsgefährdung. Selbst die Verbraucherzentrale erreichte nie eine Beschwerde gegen Döner-Fleisch. Der Leiter der Landesuntersuchungsanstalt für Lebensmittel, Josef Jöckel, rät den Konsumenten, darauf zu achten, daß das Fleisch kroß durchgegart ist.
Die Bezeichnung „Döner Sis“ lehnt der Türkische Kaufleuteverein jedoch rigoros ab. „Wir wollen ein gleichbleibend gutes Produkt“, sagt Hüsnü Özkanli. Der gute Ruf des Döner Kebabs solle nicht durch das „Döner Sis“ gefährdet werden. Es solle vielmehr ein für alle verbindlicher Mindeststandard festgelegt werden, der dann auch die Qualität der Imbisse garantiere.
E.K.
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