piwik no script img

CDU-Verlierer fallen - die Treppe hoch

■ Der Noch-Senat beförderte noch schnell ein paar seiner Verwaltungsgetreuen / SPD schäumt: „Ungeheuerlich“ / Senat ist gelassen: „Alles qualifizierte Kräfte“

Wenn schon die derzeit noch amtierenden CDU/FDP-Senatoren ihre Posten ab 2. März verlieren werden, so sollen wenigstens ihre persönlichen Mitarbeiter für die Zukunft gut versorgt sein. Von dieser Maxime scheint der Senat in seiner letzten Sitzung am vergangenen Dienstag geleitet worden sein, als er in einem Rutsch 29 Führungspositionen in der Verwaltung besetzte. Dies teilte gestern der innenpolitische Sprecher der SPD, Pätzold, mit.

Bereits in der vergangenen Woche stand auf der Tagesordnung der Senatssitzung eine Liste von Ernennungen und Beförderungen, die nahezu alle Senatsverwaltungen betrafen (die taz berichtete). Damals wurden jedoch nur zwei Posten vergeben. Die Beschlußfassung über die restlichen Posten wurde vertagt. Pätzold bezeichnete die jetzt blitzschnell vorgenommene Versorgung von persönlichen Mitarbeitern der politischen Leitungen durch Beförderung in zentrale Führungspositionen als unerträglich. Sie seien, abgesehen von Einzelfällen, weder an Sachkunde noch an Leistungsfähigkeit orientiert. Dies könne nur durch eine durch den Wahlausgang verursachte Torschlußpanik erklärt werden.

Als augenfällig bezeichnete Pätzold drei Beispiele. So ist einer der Redenschreiber des Noch-Regierenden Diepgen, Demaziere, aus dem für diese Tätigkeit üblichen Angestelltenverhältnis in eine hohe Beamtenfunktion berufen worden. Der Leiter des persönlichen Büros von Innensenator Kewenig, Kierzek, bisher mit Fragen der Justiz beschäftigt, wurde zum Leiter der „Lenkungsgruppe für die Einführung der Informations- und Kommunikationstechnik“ in der Verwaltung. Zudem wurde er um zwei Besoldungsgruppen höher gestuft. Für diese Tätigkeit habe Kierzek jedoch keinerlei fachbezogene Kompetenz, so Pätzold. Ein weiterer Beamter, Meilicke, wurde in die höchste Funktion der Berliner Steuerverwaltung befördert. Mit diesen Entscheidungen habe der Senat seinem Nachfolger jede administrative Handlungsfähigkeit verbaut, behauptet Pätzold.

Senatssprecher Fest wies auf Anfrage diese Unterstellung zurück. Schließlich würden auf jeder der wöchentlichen Senatssitzungen etwa zehn bis zwölf Personalentscheidungen getroffen. Die würden zudem nicht nach parteipolitischen Kriterien entschieden, sondern in erster Linie nach Kompetenz. Sowohl Kierzek als auch Demaziere seien hervorragend qualifiziert für ihre Tätigkeiten. „Allerhöchste Qualifikation“ stünde immer an erster Stelle bei Personalentscheidungen. Fest: „Sehen Sie doch nur mal in den Leitungsfunktionen beim Innensenator. Die hat Herr Kewenig, unabhängig vom Parteibuch, nach strengsten Kompetenzkriterien handverlesen.“ Ohne Zweifel.

du

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen