: Winnie Mandela: Warten auf den Gerichtsprozeß
Nelson Mandela verbietet Fußballklub / Hausdurchsuchung und Festnahmen / Wollte Frau Mandela aus dem ANC austreten? ■ Aus Johannesburg Hans Brandt
In einer ersten Reaktion auf die Kontroverse, die um Winnie Mandela und ihren „Fußballklub“ entbrannt ist, hat die Frau des inhaftierten ANC-Führers Nelson Mandela sich auf den anstehenden Gerichtsprozeß berufen, der „die Wahrheit“ herausbringen würde. In einem Kurz-Interview im „ARD -Weltspiegel“ verurteilte sie gestern andererseits die angekündigte Distanzierung der südafrikanischen Opposition von ihr als einen Schritt, „den die Gemeinschaft und zwei Organisationen“ unternähmen.
Diese Berufung auf die Apartheid-Justiz überrascht vor allem, nachdem die südafrikanische Polizei gestern früh das Haus von Winnie Mandela durchsucht hat. Die Aktion ist Teil der polizeilichen Untersuchung an dem Mord des 14jährigen Anti-Apartheid-Aktivisten „Stompie“ Seipei. Seipei soll angeblich von dem „Mandela Fußballklub“, den jugendlichen Leibwächtern von Winnie Mandela, ermordet worden sein. Nach der Durchsuchung wurden drei der Jugendlichen verhaftet.
Unterdessen kündigte der Generalsekretär des südafrikanischen Kirchenrates, Chikane, am Samstag an, daß der „Fußballklub“ auf Anordnung Nelson Mandelas endgültig aufgelöst worden sei. Nach einem mehrstündigen Besuch bei Winnie Mandela sagte Chikane außerdem, daß ein fünfter Junge, der an dem Entführungsdrama beteiligt gewesen sein soll, aus dem Mandela-Haus entfernt worden sei. Katiza Cebekhulu werde inzwischen medizinisch behandelt, da seine „psychische und gesundheitliche Verfassung“ Anlaß zu Sorge gebe.
Der Trainer des „Fußballklubs“, Jerry Richardson, gab indessen gegenüber der Johannesburger Zeitung 'City Press‘ zu, die vier Ende Dezember aus einer methodistischen Kirche entführten Jugendlichen geschlagen zu haben. „Ich war der einzige, der die Jugendlichen geschlagen hat“, betonte Richardson. „Niemand anders, der in Winnie Mandelas Haus wohnt, hat sich daran beteiligt. Ich habe sie geschlagen, um sie dazu zu zwingen, die Wahrheit über ihr Verhältnis zu Pastor Paul Verryn zu sagen.“ Winnie Mandela wirft dem angeblich homosexuellen Priester vor, die Jugendlichen sexuell mißhandelt zu haben.
Die Johannesburger Zeitung 'Sunday Star‘ veröffentlichte am Sonntag ein Dokument, das von dem Mitte letzten Jahres gebildeten „Mandela Krisenkomitee“ an den ANC-Präsidenten Oliver Tambo geschickt worden sein soll. Darin wird von einer Drohung Winnie Mandelas gesprochen, aus dem ANC auszutreten. Das Dokument, das der Zeitung anonym zugespielt wurde, verurteilt Winnie Mandela wegen ihrer Weigerung, die Entführung der vier Jugendlichen mit den Anti-Apartheid -Führern in dem Komitee zu besprechen. Das Dokument fordert, daß Winnie Mandela nicht mehr im Namen der Bevölkerung sprechen dürfe. Es fordert auch die Auflösung des „Fußballklubs“. „Als Winnie von der Entscheidung des Komitees informiert wurde, forderte sie sofort eine Liste all der Teilnehmer“, heißt es weiter. „Sie denkt wohl, daß sie über der Gemeinschaft steht.“ Winnie Mandela habe auch gedroht, „eine Pressekonferenz abzuhalten“, in der sie ihren Austritt aus dem ANC verkünde. Das Dokument fragt Tambo: „Gibt es eine Möglichkeit (wir sehen im Augenblick keine), Winnie wieder in die Gemeinschaft zu integrieren?“
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