piwik no script img

Imhausen wechselt Manager aus

Geschäftsführer Jürgen Hippenstiel-Imhausen tritt von seinem Posten zurück / Die Skandal-Firma hofft so, gesperrte Forschungsgelder doch kassieren zu können / Riesenhuber will noch abwarten  ■  Von Petra Bornhöft

Berlin (taz) - In der Hoffnung auf bisher noch gesperrte Staatsknete wechselt die in eine Drogenaffäre und den Skandal um die libysche Giftgasfabrik verwickelte badische Firma Imhausen Chemie GmbH ihr Management aus. Am Montag abend gab das Unternehmen bekannt, daß Gesellschafter Dr. Jürgen Hippenstiel-Imhausen zum 31. März seinen Job als Geschäftsführer hinschmeißt. Nachfolger wird Uwe Kuntze, derzeit noch Geschäftsführer der Phospholipid GmbH, Kölner Firmentochter der Nattermann Gruppe (Pharmaindustrie). Mit der „neuen unbelasteten Geschäftsführung“, so ein Firmensprecher, erhofft sich Imhausen insbesondere die Freigabe von 15 Millionen Mark an Fördermitteln aus dem Bundesforschungsministerium. Kommentar aus der Behörde: „So einfach geht das nicht.“

Anfang Februar hatte das Ministerium sich dazu durchgerungen, die ausstehende Zahlung der Bundesfördermittel für drei Projekte vorläufig auszusetzen. Daraufhin entwickelte Hippenstiel-Imhausen hektische Betriebsamkeit um das größte Projekt - eine gemeinsam mit der bundeseigenen Salzgitter-Konzern betriebene Kohleverflüssigungsanlage - zu retten. Mit dem langjährigen Partner, dessen Tochterfirma bekanntlich die Pläne für die libysche Giftgasfabrik lieferte, verhandelte Imhausen über eine Auslagerung des seit 1982 laufenden Kohle-Projekts nach Salzgitter.

Zu diesem Trick äußert sich das Forschungsministerium nicht. Aber Riesenhuber ließ gestern mitteilen, daß die Zahlung der Fördermittel an Imhausen „in Hinblick auf die laufenden staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen nach wie vor bis auf weiteres ausgesetzt bleibt“. Im Klartext: Bonn will mindestens ein Zwischenergebnis der gegen Imhausen wegen eines Verstoßes gegen das Außenwirtschaftsgesetz ermittelnden Mannheimer Staatsanwaltschaft abwarten. Riesenhubers Sprecherin Irene Rüde dementierte gegenüber der taz, daß das Ministerium „jemals ein Junktim zwischen der Aufhebung der Mittelsperre und der Auswechlung des Managements gestellt“ habe. Genau mit dieser Behauptung indes waren der CDU-Bundestagsabgeordnete Rainer Haungs aus Lahr und verschiedene Medien in den letzten Tagen hausieren gegangen und hatten den Rücktritt von Imhausen gefordert.

Unterdessen wurde bekannt, daß der zweite Geschäftsführer der Firma, Hans-Joachim Renner, der neben dem Libyen -Geschäft auch den Drogendeal des Unternehmens vorangetrieben haben soll, immer noch in Lebensgefahr schwebt. Renner hatte in der vorletzten Woche einen versucht, sich mit Schlaftabletten zu töten, nachdem er Wind von seiner bevorstehenden Festnahme bekommen hatte.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen