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Rassismen

Auf die Ausländerhetze folgt der Antisemitismus  ■ G A S T K O M M E N T A R

Bei wichtigen Entscheidungen hören wir unter uns Juden oft die höchst ironische Frage „Is it good for the jews?“. Nein, auch das Ergebnis der Wahlen in Hessen war für die Juden in diesem Land „nicht gut“.

Heinz Galinski, wir halten es ihm zugute, hat sich auch jetzt wieder brav gegen den „Rechtsruck“ weg von den „demokratischen Parteien“ gewandt. Leider geht das aber am wesentlichsten Punkt vorbei: In Frankfurt hat ja, deutlicher als in Berlin, die „demokratische“ CDU ihre Kumpanei mit den Rechtsradikalen dargelegt und sie rhetorisch noch zu übertrumpfen versucht. Über Jahre haben sich die offiziellen Repräsentanten der Juden in der Bundesrepublik höchst selten gegen die Ausländerhetze gewandt, die heute landesweit von der CDU maßgeblich mitbetrieben wird: Vielleicht, weil „wir“ ja noch verschont bleiben, solange es nur gegen die Ausländer geht, und weil „wir“ es ja mit der CDU nicht verderben dürfen. Frankfurt bewies das Gegenteil: Ausgerechnet die CDU-eigene Ausländerhetze entpuppte den Antisemitismus, zeigte, wie beide untrennbar miteinander verknüpft sind - der Jude Cohn-Bendit nimmt den Deutschen „ihre Heimat weg“.

Es zeugt trotz manch großer Worte zur Woche der Schwesterlichkeit von der Schwäche des neudeutschen, offiziellen Judentums, daß es sich mit dem CDU -Stadtverordneten Michel Friedmann in Frankfurt an der Spitze bis zur Wahlnacht nicht gegen diese CDU-eigene antisemitische und rassistische Hetze gewandt hat, und es zeugt vom Zynismus der CDU, daß sie sich bei all ihrer philosemitischen Heuchelei nicht einmal für den Satz über die Heimat entschuldigen konnte.

Michael Bodemann, Mitglied der Jüdischen Gruppe Berlin

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