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Pakistani kämpfen in Dschalalabad

■ Kabul präsentiert pakistanische Militärberater als Gefangene / USA distanziert sich von pakistanischer Afghanistan-Politik / Kämpfe um Dschalalabad nahmen am Wochenende zu

Washington/Neu Delhi/Kabul (dpa/afp/taz) - Ein Indiz für ein offenes Geheimnis hat die afghanische Regierung am Sonntag mit der Präsentation zweier pakistanischer Militärberater als Gefangene geliefert. Die beiden Männer gaben ihre Identität bei der Pressekonferenz im Kabuler Außenministerium mit Mohammad Afzul, Oberst der Kriminalpolizei, und Mohammad Ashraf, Milizfeldwebel, an. Während Vertreter der UN-Mission erklärten, sie müßten die beiden Gefangenen selbst verhören, um die Identität bestätigen zu können, wurde aus der pakistanischen Botschaft bekannt, daß es sich bei den beiden Männern tatsächlich um Pakistaner zu handeln scheine. Mit der Vorführung will die afghanische Regierung die auch von der UdSSR energisch vertretene These stützen, Pakistan, die USA und Saudi -Arabien würden sich in den afghanischen Konflikt aktiv einmischen. „Ein Viertel“ der 20.000 Mudschaheddin, die die ostafghanische Stadt Dschalalabad belagern, seien „Agenten des pakistanischen Geheimdienstes oder direkt pakistanische Militäreinheiten“, berichtete das sowjetische Fernsehen am Samstag aus der afghanischen Hauptstadt Kabul.

Unterdessen unternimmt die US-Regierung, Informationen der 'Washington Post‘ zufolge, Anstrengungen, sich von der militärischen Unterstützung der Mudschaheddin zu distanzieren. US-Außenminister Baker erwägt angeblich die Ernennung eines Sonderbotschafters, der dem politischen Einfluß Pakistans unter den afghanischen Widerstandskämpfern Einhalt gebieten soll. Im Kongreß war wiederholt Kritik geäußert worden, daß US-amerikanische Hilfsgelder über die pakistanische Armee radikal-fundamentalistischen Kreisen der Widerstandsbewegung zugespielt wurden.

Erneut begegnete Washington den Anschuldigungen mit Vorwürfen an die UdSSR, Afghanistan nach wie vor mit Waffenlieferungen zu unterstützen. In jüngster Zeit habe Moskau „Scud„-Boden-Boden-Raketen mit einer Reichweite von 300 Kilometern an das afghanische Militär geliefert.

Die seit dem 6. März andauernden Kämpfe um die Stadt Dschalalabad haben am Sonntag offenbar erneut an Heftigkeit zugenommen. Vor drei Tagen hat der Fundamentalistenchef und Außenminister der selbsternannten afghanischen Übergangsregierung, Gulbuddin Hekmatiar, Hunderte seiner Kämpfer in die belagerte Garnisonstadt entsandt, um die dezimierten Reihen der Mudschaheddin aufzufüllen. Nach in Neu Delhi vorliegenden Meldungen sind gegenwärtig etwa 20.000 afghanische Widerstandskämpfer an den Kämpfen beteiligt. Über die Verluste auf Seiten der Regierungstruppen liegen widersprüchliche Meldungen vor. Nach BBC-Berichten seien die Verluste auf beiden Seiten außerordentlich hoch.

sl

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