: 8.000 demonstrierten für Zusammenlegung
Mit Transparenten und Sprechchören solidarisierten sich Demonstranten aus den verschiedensten Bereichen mit den Gefangenen im Hungerstreik / Demonstranten ließen sich nicht provozieren / „Power durch die Mauer - bis sie bricht!“ ■ Aus Hamburg Kai von Appen
„Isohaft ist Folter, Isohaft ist Mord, Zusammenlegung jetzt sofort.“ Diese Forderung war am späten Freitag abend auch von den Regierenden im Hamburger Rathaus deutlich zu vernehmen, als rund 8.000 Menschen für die „Zusammenlegung der politischen Gefangenen in ein oder zwei Gruppen“ demonstrierten und so ihre Solidarität mit dem derzeitigen Hungerstreik der Gefangenen zum Ausdruck brachten. Mit Transparenten und Sprechchören wie „Schluß mit der Isolationshaft - Kein Knast im Knast“ und „Liebe und Kraft den kämpfenden Gefangenen“ zogen die DemonstrantInnen aus der City an der Justizbehörde und dem Untersuchungsknast vorbei zur Hafenstraße im Stadtteil St.Pauli.
Angeführt wurde der Protestzug von Angehörigen und AnwältInnen der politischen Gefangenen, die aus der ganzen BRD angereist waren. Obwohl der „revolutionäre Block“ mit rund 2.000 Personen in Haßkappen und Vermummungskluft das Bild des Zuges bestimmte, nahmen auch viele DemonstrantInnen aus kirchlichen, gewerkschaftlichen, studentischen und grün -alternativen Bereichen teil.
Im Verlauf der stimmungs- und lautstarken Demonstration griffen zahlreiche Redner die „unmenschlichen Haftbedingungen“ der politischen Gefangenen an. Pastor Wolfgang Grell äußerte „Angst“, daß einige Gefangene für die Durchsetzung ihrer Forderung verhungern werden. Grell: „Der Staat schreckt auch vor Mord zur Durchsetzung seiner Ziele nicht zurück.“ Deshalb sei es notwendig, die Bedingungen in den Isotrakten und das „Unrecht des Staates“ beim Namen zu nennen. Grells Forderung: „Widerstand jetzt - für das Leben!“ Diese Forderung wurde wenig später im Rahmen eines Feuerwerks am Untersuchungsgefängnis durch den Wunsch „Power durch die Mauer - bis sie bricht!“ unterstrichen.
Die Schwester von Christa Eckes, Heidi Eckes, trat in ihrer Rede Pressemeldungen entgegen, wonach sich der Gesundheitszustand ihrer Schwester verschlechtert habe. Heidi Eckes: „Ich habe meine Schwester vor wenigen Tagen besucht. Ihr ging es total gut. Sie war voller Willen und Kraft.“ In diesem Zusammenhang bezeichnete Heidi Eckes die vom nordrhein-westfälischen Justizminister angeordnete Verlegung Christa Eckes‘ von Köln-Ossendorf ins Gefängniskrankenhaus nahe Unna als Versuch der weiteren Abschottung. Heidi Eckes‘ Vermutung für die Verlegung gegen den Willen ihrer Schwester: „Christa ist gesund. Sie soll in ihrem geschwächten Zustand weiter von der Außenwelt isoliert werden.“ Scharf ging Heidi Eckes auch mit den Medien ins Gericht: Die Zeitungen hätten sich zu „Handlangern der staatlichen Propaganda“ gemacht, indem sie der Öffentlichkeit vorgegaukelt hätten, die politischen Gefangenen besäßen besondere Privilegien wie den Bezug von Zeitungen oder Sonderausstattungen in den Zellen: „Sollen die Gefangenen mit Radios und Zeitungen reden? Die Normalität, die uns der Staat drinnen und draußen vorschreiben will, ist eine Scheinnormalität.“
Obwohl die Stimmung vor der Demonstration über die Medien aufgeheizt worden war, verlief der Protestmarsch ohne gravierende Zwischenfälle. Selbst vor der mit Panzerwagen, einem Dutzend Wasserwerfern und 3.000 Polizisten gesicherten Justizbehörde und dem Untersuchungsknast ließen sich die DemonstrantInnen nicht von der Polizei provozieren. Lediglich am Sammlungsort war es zuvor zu einzelnen Rempeleien gekommen, als Uniformierte den Zugang kurzfristig versperrt hatten. Die Polizei nahm eine Person vorübergehend fest. Überschattet wurde die Demonstration allerdings durch einen tragischen Unfall. Beim Ausweichen vor einer Verkehrsinsel geriet eine Demonstrantin unter den Reifen des Lautsprecherwagens und wurde von dem 7,5-Tonner überrollt. Die Frau mußte mit Knochenquetschungen ins Krankenhaus eingeliefert werden.
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