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Kleiner Unterschied, akademisch

■ Senat will „weiblichen wissenschaftlichen Nachwuchs“ fördern

Zwischen den Geschlechtern besteht auch folgender grundsätzlicher Unterschied: „Vater werden dauert relativ kurz und beeinträchtigt den wissenschaftlichen Qualifikationsprozeß nur unwesentlich. Mütter haben es da sehr viel schwerer.“ Zu dieser fachspezifischen Sicht der conditio humana ist jetzt Bildungssenator Horst Werner Franke gelangt und hat ihr auch umgehend politisch Rechnung getragen: Mit einem Sonderprogramm will Franke bis 1995 9,4 Millionen Mark investieren, um die geschlechtsspezifische Benachteiligung wissenschaftlicher Frauen-Karrieren zu kompensieren.

Im einzelnen sieht Frankes „Sonderprogramm zur Förderung weiblichen wissenschaftlichen Nachwuchses“ folgendes vor: Erstens: Pro Jahr will Franke der Universität 100.000 Mark überweisen, von denen ausschließlich weibliche wissenschaftliche Hilfskräfte beschäftigt werden sollen. Zweitens: im akademischen Mittelbau sollen zusätzlich 21 Frauen Platz finden und sich fünf Jahre befristet und bezahlt auf ihre Promotion vorbereiten können. Drittens: Mit sogenannten „Wiedereinstiegsstipendien“ will Franke Frauen, die ihre wissenschaftliche Karriere der Familie zuliebe unterbrechen mußten, die Rückkehr an die Universität erleichtern. Mit dem Sonderprogramm will er ein Versprechen gegenüber den StudentInnen einlösen, das er ihnen während des Streiks gegeben hatte. Nicht zuletzt durch den Uni -Streik ließ Franke sich überzeugen, daß ein Anteil von 7,3 Prozent Professorinnen und 19,4 wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen „Ausdruck einer gesellschaftlichen Frauendiskriminierung“ ist.

Zumindest an der Bremer Universität will Franke dagegen jetzt etwas tun. Allerdings mit einer Einschränkung: Eine Quotenregelung bei der Besetzung von HochschullehrerInnen -Posten wird es nicht geben. Franke: „Da zählt für mich kein geschlechtsspezifischer Proporz, sondern ausschließlich wissenschaftliche Qualität.“

K.S.

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