: „Zwischenlösungen sind vorstellbar“
■ Interview mit Johannes Pausch, Rechtsanwalt des in Schwalmstadt inhaftierten RAF-Gefangenen Helmut Pohl
taz: Gibt es inzwischen Reaktionen von den Gefangenen auf die Momper-Initiative?
Johannes Pausch: Nein, die gibt es noch nicht, aber das kann auch nicht erwartet werden. Wir Verteidiger versuchen so schnell wie möglich die Gefangenen durch Besuch zu erreichen. Das kann aber frühestens morgen passieren. Allerdings besteht heute wohl noch die Möglichkeit, daß Christa Eckes mit Helmut Pohl und Karl-Heinz Dellwo telefoniert.
Es gibt doch auch den telefonischen Kontakt zwischen einigen Häftlingen und Anwälten. Ist da noch nichts zustandegekommen?
Diese Möglichkeit gibt es als Sondergenehmigung punktuell. Wir sind aber noch nicht durchgekommen.
Wie schätzt du persönlich die Momper-Initiative ein?
Ich habe zunächst einmal mit den beiden vorgeschlagenen Personen meine Probleme, insbesondere mit Schmude. Ich glaube auch, daß die Gefangenen hier größte Bedenken anmelden werden, weil Schmude ja derjenige war, der zu seiner Zeit als Justizminister die Gefangenen quasi betrogen hat, indem er Zugeständnisse gemacht hat, die seinzeit zum Abbruch des Hungerstreiks geführt haben, aber nicht eingehalten wurden.
Generell ist diese Initiative sicher zu begrüßen, wenn dabei konkrete Schritte im Interesse der Gefangenen zustandekommen. Insofern wehren sich die Gefangenen sicher nicht gegen das Bemühen, da jetzt zu vermitteln.
Möglicherweise werden die Regierungsstellen die Zusammenlegung in kleineren Gruppen von sechs bis acht Personen anbieten. Was sagen die Gefangenen dazu?
Daß über solche Gruppengrößen nachgedacht wird, ist ja seit Wochen durch die 'Spiegel'-Veröffentlichung bekannt. Dazu haben die Gefangenen Stellung genommen und gesagt, ihre Forderung heißt zwei große Gruppen, und an dieser Forderung wird auch nichts geändert werden.
Es gab doch auch von anwaltlicher Seite einen Hinweis auf „Zwischenlösungen“.
Das bedeutet aber nicht, daß die Zwischenlösung als Endlösung verstanden wird. Zwischenlösungen sind vorstellbar auf dem Weg zum Ziel, auf dem Weg zu zwei großen Gruppen. Als Interimslösung wären zwei Achtergruppen dann möglich, wenn gleichzeitig ein Versprechen abgegeben würde, daraus dann eine große Gruppe zu bilden. Das Ziel, zwei große Gruppen, darf dabei nicht außer acht gelassen werden.
Interview: Walter Jakobs
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