: „Das alles sollte innerhalb Namibias geschehen“
Kämpfe zwischen der Guerilla und den südafrikanischen Truppen sind beendet / Die Unterbringung der Swapo-Leute in angolanischen UNO-Lagern und Entwaffnung kann beginnen / Sprecher der Volksorganisation verlangt Einhaltung der Uno-Resolution 435 ■ Aus Johannesburg Hans Brandt
Seit gestern wehen hellblaue UNO-Fahnen über neun Sammelpunkten für Kämpfer der südwestafrikanischen Volksorganisation Swapo im Norden Namibias. Der Aufbau der Versammlungspunkte folgt auf ein Abkommen zwischen Südafrika, Kuba und Angola vom Wochenende, das zur Wiederherstellung des Waffenstillstandes in Namibia führen soll. Schwere Kämpfe zwischen Swapo-Guerillas und südafrikanischen Sicherheitskräften hatten in der vergangenen Woche mehr als 300 Todesopfer gefordert und den seit dem 1. April laufenden UNO-Prozeß für die Unabhängigkeit Namibias in Gefahr gebracht.
Eine erste Konzession hatte am Samstag Swapo-Präsident Sam Nujoma gemacht, als er den Rückzug seiner Kämpfer nach Angola innerhalb von 72 Stunden nach einer Waffenruhe anbot. Nujoma war offenbar von Angola und Kuba zu diesem Schritt gezwungen worden. Das Abkommen zwischen Südafrika, Angola und Kuba verlängert diese Frist auf sechs Tage. Es wird erwartet, daß in den nächsten Tagen bis zu 1.500 Swapo -Guerillas von den Sammelpunkten aus unter UNO-Aufsicht nach Angola geleitet werden. Dort sollen sie in Lagern nördlich des 16. Breitengrades untergebracht werden. Nach ihrer Entwaffnung können sie ab Anfang Juni als Zivilisten nach Namibia zurückkehren.
Zu den schweren Kämpfen war es gekommen, nachdem in der Nacht zum 1. April und den darauffolgenden Nächten Hunderte von Swapo-Guerillas aus Angola nach Namibia gekommen waren. Sie wollten sich dort der UNO stellen und die Einrichtung von Lagern fordern, in denen sie sich während des in der UNO -Resolution 435 vorgesehenen Unabhängigkeitsprozesses aufhalten konnten. „Wir bestehen darauf, daß auf der Basis der Resolution 435 unsere Kämpfer innerhalb Namibias zur Zeit des Waffenstillstandes das Recht haben, sich in Lagern aufzuhalten“, sagte der Londoner Swapo-Sprecher Peter Manning gegenüber der taz. „Als das Abkommen zustande kam, sollte das alles innerhalb Namibias geschehen.“ Seitdem habe es keine neue Vereinbarung gegeben, die die Einrichtung von Lagern für Swapo-Kämpfer innerhalb Namibias verbiete.
Manning wollte jedoch weder bestätigen noch dementieren, daß Swapo-Kämpfer nach dem 1. April aus Angola nach Namibia gekommen seien und damit gegen die UNO-Resolution verstoßen hätten. Diese verbietet es sowohl Swapo als auch den südafrikanischen Truppen, ihre Lager zu verlassen. Anton Lubowski, Mitglied des Swapo-Zentralkomitees in Windhoek, räumt jedoch ein, daß die Swapo Verstärkung aus Angola angefordert habe, nachdem Kämper in Namibia von den Südafrikanern angegriffen wurden. „Südafrika hat zu schießen angefangen“, sagte Lubowski. „Swapo hat lediglich zurückgeschlagen.“
Demgegenüber behauptet Südafrika, daß sich Swapo-Kämpfer schon seit langem nördlich des 16. Breitengrades in Angola, 200 Kilometer nördlich der Grenze zu Namibia, aufhielten. Manning bestreitet das. „Als Vorbedingung sollte es zu einer Waffenruhe in Namibia kommen, und die haben die Südafrikaner nie respektiert“, sagt er. „Erst mit dem Waffenstillstand am 1. April wäre diese Vorbedingung erfüllt worden.“ Nachdem die Südafrikaner am 1. April das Feuer auf Swapo-Kämpfer eröffnet hätten, sei auch dieser Waffenstillstand beendet worden.
Manning mußte allerdings zugeben, daß die Ereignisse der letzten Tage dem internationalen Ansehen der Swapo geschadet hätten. „Es hat einen Rückschlag für unser internationales Image gegeben. Aber man tut Swapo damit eine große Ungerechtigkeit an.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen