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Kohl rollt Kabinettsköpfe

Vorm endgültigen Kollaps versucht Bundeskanzler Helmut Kohl zu retten, was zu retten ist / Altbewährte MinisterInnen werden auf neue Arbeitsfelder rotiert  ■  Aus Bonn Charlotte Wiedemann

Mit einer einzigartigen Rotation in seinem Kabinett hat Kanzler Kohl es gestern geschafft, den brachliegenden Qualitäten seiner Ministertruppe endlich die geeigneten Einsatzfelder zu verschaffen.

Friedrich Zimmermann wird als neuer Verkehrsminister das Ausländerproblem „an der biologischen Wurzel“ packen, wie aus seiner Umgebung gestern verlautete. Sämtliche Fußgängerampeln der Republik werden mit einem maschinenlesbaren Plastikkartensystem ausgestattet: konstant rotes Licht für Ausländer, Gelb für Aussiedler, Grün für Volldeutsche. Die Korrelation von Nationalität und tödlicher Unfallrate werde dem Gerede von einer multikulturellen Gesellschaft bereits bis zur Bundestagswahl Blut und Boden entziehen. Wie der taz von engsten Mitarbeitern des neuen Verteidigungsministers Stoltenberg anvertraut wurde, sollen alle „Modernisierungs„-Gegner „mit dem Bade ausgeschüttet“ werden; ein Kieler Sanitärunternehmer soll bereits einen Großauftrag erhalten haben. Pistolero Johnny Klein, der statt schwarzer Negerkinder künftig die Journalisten auf den Arm nehmen will, veranlaßte als neuer Propagandaminister sofort Umbaumaßnahmen im Saal der Bundespressekonferenz: Die bisher erhöhte Sprechertribüne wird unter das Null-Niveau abgesenkt - Klein ist bekannt für seine Vorliebe schöner Frauenbeine. Stoltenberg-Vorgänger Scholz, zurückbeordert an die Mutterbrust der Wissenschaft, wird Leiter einer Kommission „Fortschritt '33“, um seiner verfassungsrechtlichen Begründung der Todesstrafe den letzten Schliff zu geben. Gerda Hasselfeldt (CSU), die sich durch Gebähren zweier Kinder als Wohnungsbauministerin qualifizierte, gilt als neue Geheimwaffe gegen den Republikaner-Vormarsch: Wohnungssuchende Schönhuber-Wähler erhalten ab sofort die Adressen von Mietern, die schwul, lesbisch, kinderlos oder grün sind und deren Mietverträge am 20. April ihre Rechtsgültigkeit Fortsetzung auf Seite 2

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verlieren. Exbauminister Schneider, jetzt kulturpolitischer Berater des spätgeborenen Kanzlers, wurde umgehend beauftragt, die Ergebnisse der jüngsten Emnid-Umfrage über Hitler zur Grundlage der weiteren Museumsplanungen zu machen. Im Gespräch ist ein ständiges Preis

ausschreiben „Warum Hitler ein großer Staatsmann war“ mit wöchentlicher Gewinnausschüttung. Heftige Eruptionen wurden gestern sowohl an der Grabstätte von Franz Josef Strauß wie an der Frankfurter Börse festgestellt; Experten rätselten bei Redaktionsschluß noch über einen Zusammenhang. Ersten Erklärungen zufolge soll dabei eine Rolle spielen, daß der als einfältig geltende Warncke nun zum zweiten Mal auf die Dritte Welt losgelassen wird (Bonner Insider: „Sondermüllexport“), andererseits soll aus der Gruft geraunt worden sein, Waigel habe sich mit der Quellensteuer-Änderung zu billig an das Kabinett verkauft. Alles in allem: „Die Lage ist ausgezeichnet.“ (Kohl)

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