: Ausstellungsfenster ZWEI A am Punkeck
■ Konservatives Damen-Mode-Geschäft stellt Schaufenster für Kunstaktion zur Verfügung
„Die Ecke soll sich auch mal positiv darstellen“, sagt Frau Daasch. Sie ist Hausbesitzerin am Sielwall-Eck und Inhaberin des Damen-Geschäftes „Rehme-Moden“. Seit dem Wochenende ist eine ihrer Schaufenster-Scheiben, die zum Sielwall hin, zugeklebt mit eindeutigen Aufforderungen an Bremens KünstlerInnen, sich am „Ausstellungsfenster zwei A“ über den Sommer zu beteiligen: „Zwei A“ ist die Hausnummer, das Schaufenster ist für die konservativen Damen über den Sommer eh unnütz, da die Berührungsängste mit den hier feiernden Punks haben - also stellte es Frau Daasch für eine Kunstaktion zur Verfügung.
Ihrer Mieterin nämlich ist Syl
via James, und die war zeitweilig Beuys-Schülerin. Sie hatte folgende Idee: Das 7 Meter breite und 1,5 Meter tiefe Schaufenster sollen den Sommer über Bremer KünstlerInnen unkonventionell und unkommerziell nutzen. „Wir verkaufen nichts“, sagt Sylvia James, und fast die einzige Bedingung ist, daß auch die KünstlerInnen nichts Verkäufliches ausstellen: „Ich glaube, daß das eher der Idee von Kunst entspricht.“
In diesen Tagen soll Blatt für Blatt der Blick ins Innere des Schaufensters gelüftet werden, am ersten Mai beginnt dann eine Foto-Arbeit von Herve Maillet den Reigen der vierzehntägigen Ausstellungen. Angemeldet hat sich die FIU, das Blaumeier-Ate
lier, ein Videokünstler... Der Zeitplan über den Sommer ist aber längst nicht voll. (InteressentInnen: 71629)
Daß jetzt am Punk-Eck Kunst gemacht werden soll, „hat überhaupt nichts mit den Punks zu tun“, sagt Sylvia James. Die sollen nicht vertrieben werden - im Gegenteil: Sie legt „Wert darauf, daß es eine Saxhe ist, mit der die Punks etwas anfangen können.“
Darin ist sie sich einig mit der Frau Daasch von der Damen -Mode: „Die haben zu unseren konservativen Bekleidungsstücken keine Verbindung, aber zu mir haben sie eine Verbindung“. Jeden morgen fegt sie die Scherben vom Trottoir vor ihrem Schaufenster.
K.W.
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