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Jeder Dritte in Not

■ Angestelltenkammer beschreibt im 88er Rechenschaftsbericht Bremer Zwei-Drittel-Gesellschaft

„Der wirtschaftliche Aufschwung ist an den Bremer Arbeitnehmern vorbeigegangen.“ Dieses Resüme zog der Präsident der Angestelltenkammer, Bernhard Baumeister, gestern bei der Präsentation seines Rechenschaftsberichts '88. Während die Einkünfte aus Unternehmertätigkeit und Vermögen um 10,5 Prozent stiegen, partizipierten die Bremer Angestellten 1988 nur mit 3,5 Prozent höheren Löhnen am Wirtschaftswachstum. Gleichzeitig „ist die Zwei-Drittel -Gesellschaft in Bremen praktisch schon erreicht“, sagte Baumeister. 200.000 der insgesamt 660.000 Bremer Landeskinder seien direkt oder indirekt von Arbeitslosigkeit und wirtschaftlicher Not betroffen.

Besonders benachteiligt bleiben weiterhin die Frauen. Obwohl sie im Durchschnitt sowieso

bereits rund 20 Prozent weniger verdienen als die Männer, blieb ihre Lohnsteigerung auch noch um durchschnittlich 0,2 Prozent unter der der Männer. Die Schere öffnet sich noch weiter.

Im Dienstleistungsbereich stieg die Zahl der Bremer Arbeitsplätze zwar um 3,5 Prozent, doch gleichzeitig handelt es sich dabei immer häufiger nur noch um Teilzeitarbeit. Die schmerzliche Folge für die Angestelltenkammer: Trotz steigender Löhne sinkt die Summe der zwangsweise bei allen Bremer Angestellten erhobenen Beiträge.

Gespart wird deshalb zum Beispiel in der Subvention der kammereigenen Bildungs-Akademie. „Wir müssen uns auf 20 Prozent weniger Veranstaltungen einstellen“, vermutet Angestellten-Kammer-Geschäftsführer Hans Urbanek.

Ase

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