:
■ Mann des Perestroika-Erfolges
„Im Untergrund“ sei der Film entstanden, übersetzt die Dolmetscherin, 1984, als der Name Gorbatschow im Westen noch keinen Klang hatte. Der 34jährige Regisseur Jiri Kara, der in diesen Tagen vom Filmverleih von Pressetermin zu Pressetermin gefahren wird, hat damit damals immerhin sein Diplom machen können.
Wie kann man Regisseur werden wollen in solchen Zeiten? Man kann in jedem Beruf die Wahrheit sagen, sagt Kara pathetisch. Er erscheint als erfolgreicher Mann in den besten Jahren, begeleitet von einer hübschen, jungen Frau, schweigend an seiner Seite, solange sie nicht gefragt wird. Sie ist Klavier-Lehrerin in Donjetzk.
Von Kara läuft in der Sowjetunion schon ein neuer Film: „Die legalen Diebe“. Thema ist die „Mafia“, sagt er, die sowjetische selbstverständlich. Seine Kritik unversöhnlich. Wäre es richtig gewesen, wenn die europäische Linke die Sowjetunion nicht so solidarisch, sondern radikaler kritisiert hätte, wie die Rechte das getan hat? Kara will die Frage nicht verstehen. Kann man schöne Filme über das Schreckliche machen? Der Regisseur denkt an die Mängel des sowjetischen Zelloloid. Wenn man besseres Material hätte, könnte man schönere Filme machen, übersetzt die Dolmetscherin.
K.W.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen