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WHO-Debatte über PLO vertagt

Erst am Freitag nachmittag will die Weltgesundheitsorganisation über den politisch heiklen Aufnahmeantrag der PLO debattieren / USA und Israel lehnen Kompromiß ab  ■  Aus Genf Andreas Zumach

Um mehr Zeit für die Suche nach einem Kompromiß zu finden, hat die in Genf tagende 42. Vollversammlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gestern mit der knappen Mehrheit von 56 zu 47 Stimmen bei 20 Enthaltungen die für gestern geplante Debatte über den Antrag der PLO auf Vollmitgliedschaft auf Freitag nachmittag verschoben. Pro und Kontra über den von Österreich eingebrachten Vertagungsantrag gingen quer durch fast alle politischen Lager und regionalen Ländergruppen mit Ausnahme der zwölf EG -Staaten, die geschlossen für eine Verschiebung stimmten, sowie der Mitglieder der Arabischen Liga, die dagegen votierten. 57 der teilnehmenden WHO-Mitgliedstaaten blieben der Abstimmung fern.

Eine auf Vertagung der Entscheidung bis 1990 abzielende Kompromißresolution hatten die USA und Israel zuvor abgelehnt, weil im Text ohne die Formulierung „Mitgliedschaft“ der auf unbestimmte Zukunft hin formulierten „Hoffnung Ausdruck gegeben“ wurde, „daß das palästinensische Volk durch seine legitimen Vertreter in der WHO vollständig vertreten sein wird“. Außerdem sah der Vorschlag höhere Ausgaben der WHO und des Internationalen Roten Kreuzes für die Palästinenser in den besetzten Gebieten vor. Der PLO ging dieser Kompromißvorschlag nicht weit genug. Mit dem Argument, daß die von den USA angedrohte Verweigerung von Beitragszahlungen und ihr Austritt zu drastischen Einschränkungen von WHO-Programmen vor allem in Dritte-Welt-Ländern führen würde, wird in Genf massiver Druck auf potentielle Unterstützer des Antrags der PLO ausgeübt.

Die Arabische Liga, die den PLO-Antrag offiziell nach wie vor unterstützt, ist intern gespalten. Ägypten, Marokko und Oman versuchen, die palästinensische Delegation zu bewegen, den Antrag zurückzuziehen oder zumindest einer Vertagung bis 1990 zuzustimmen. Sie befürchten, daß die Eskalation des Konflikts zu einem Abbruch des im Dezember 1988 begonnenen Dialogs zwischen den Vereinigten Staaten und der PLO führen könnte und die Bemühungen um das Zustandekommen einer internationalen Nahost-Friedenskonferenz zusätzlich erschwert werden.

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