: Wissenschaft und Technik: Bakterien produzieren Bio-Plastik
Während die Gendoktoren Seidenraupen und Tabakpflanzen mit allerlei Tricks in den Dienst der Menschheit stellen, lassen Chemiker der Universität Massachusetts zur Zeit Bakterien für sich arbeiten, ohne komplizierte Eingriffe ins Erbgut vorzunehmen. Die Bakterien fabrizieren auf ganz natürliche Weise, was bisher mühsam aus Erdöl hergestellt wird: Plastik, Bio-Plastik. Bio-Plastik soll die Antwort auf überfüllte Müllhalden sein, denn was die Plastik-Bakterien aufbauen, wird von anderen Kleinstlebewesen in kürzester Zeit wieder dem Erdboden gleichgemacht. Und doch läßt sich das Bakterienprodukt wie herkömmliches Plastik zu Flaschen, Taschen und anderen Behältern verarbeiten. Erst bei Kontakt mit Mikroben im Boden oder Wasser zerfällt das Bio-Plastik in seine natürlichen Bestandteile. So wie andere Mikroben Bier fermentieren, könnten die Bakterien natürliches Plastik in großen Industrieanlagen produzieren. Als Nahrung dient ihnen Traubenzucker aus Maisstärke. Die Maisproduzenten haben bereits Interesse an diesem neuen Absatzmarkt bekundet. Weil die Maisstärke bezahlt werden will, ist Bio -Plastik bei den jetzigen Ölpreisen fast doppelt so teuer wie der traditionelle Kunststoff. Dies Problem wollen die Wissenschaftler lösen, indem sie den „Plastikzyklus“ schließen. Verbrauchtes Bio-Plastik soll nicht auf den Müll, sondern den Bakterien wieder zum Fraß vorgeworfen werden. Der potentielle amerikanische Markt für Bio-Plastik ist enorm. Im Jahr 1986 wanderten 65.000 Tonnen Plastik in Form von Windeln auf die Müllhalden, 342.000 Tonnen Plastiktüten, 225.000 Tonnen „Fast Food„-Verpackungen und 38.000 Tonnen Plastik-Eierkartons. Vielleicht, meinen einige nachdenkliche Köpfe, sollte diese Plastik-Unkultur eingeschränkt werden. Bio-Plastik-Forscher Clinton Fuller will jedoch mit Volldampf in die Plastikzukunft. Einen vollständigen Bio -Plastik-Zyklus einzuführen, meint er, sei zwar aufwendig, aber nicht unmöglich. Fuller: „Es bedarf dafür eines enormen Engagements, ähnlich dem, das uns auf den Mond gebracht hat. Dann steht das Bio-Plastik-System in zehn Jahren!“
BioCycle
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen