: freiraum als Akademie? „Wir brauchen Euch“
■ Bremer Theater-Schule um Jürgen Müller-Othzen wird von der Bremer Kulturpolitik gefördert In Gesprächen betonte Kultursenator Franke die Bedeutung der Theater-Schule für die Stadt / Pläne für eine Akademie
„Wir brauchen Euch“, mit dieser Bemerkung des Bremer Senators für Wissenschaft und Kunst endete am vergangenen Montag ein Gespräch des Freiraum-Theaters mit Behördenvertretern, zu dem auch der Senator gekommen war. Seit sechs Jahren hat „freiraum“ auf eigenes Risiko in Bremen eine experimentelle Theaterarbeit aufgebaut, deren Zentrum eine Theater-Schule Jürgen Müller-Othzens ist. Seit Jahren hat „freiraum“ sich um öffentliche Förderung bemüht, mit einer Unterschriftensammlung hat das Freiraum-Theater seit Monaten seine Anhängerschaft mobilisiert - das Gespräch am Montag hat nun endlich einen Durchbruch signalisiert.
Konkret gibt es zwar bisher nur eine Zusage für 20.000 Mark Zuschuß im zweiten Halbjahr 1989 für die Gastspiele in der Grund
straße, im kommenden Jahr sollen es volle 40.000 Mark werden. Die Kultur-Behörde hat jedoch klar gemacht, daß sie „freiraum“ nicht wegen der Gastspiele für wertvoll und unterstützenswert hält: Die Gastspiele sind nur ein Baustein im Konzept des „freiraum“. Wenn zum Beispiel am kommenden Wochenende Manfred Junius ein indisches Konzert gibt, dann geht es für die Schauspielschule vor allem um die eigenwilligen indischen Raga-Rhytmen. Der Rhytmuslehrer des freiraum hat die Anregung für das Gastspiel gegeben.
Solches Zusammenspiel der nach außen gerichteten Gastspiele mit der internen Arbeit von Theater-Schule, Fortbildung für SchauspielerInnen, Kursen für Laien und der experimentellen Ensemble-Arbeit könnte in eine „Theater-Akademie“ münden.
Bei den Behördenvertretern haben die freiraum-Leute Interesse an einer derartigen „Akademie“ herausgehört, und sie selber sind „an einer zusammenarbeit mit der
stadt interessiert“. Sinn einer solchen Akademie wäre es einerseits, ein Zentrum für experimentelle Theaterarbeit mit staatlicher Unterstützung abzusichern; an
dereseits besteht bei den vielfältigen freien Theatergruppen, die mit soziokulturellen Zielgruüpen arbeiten, ein Bedarf an Ausbildung. „Sogar eine Stadt wie Lin
gen hat inzwischen eine Theater-Akademie“, meinte der freiraum-Initiator Jürgen Müller-Othzen, der dort als Gast -Lehrer engagiert ist.
Noch vor dem Sommer sollen die Gespräche zwischen freiraum und der Kulturbehörde fortgesetzt werden.
K.W.
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