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Großeinsatz in der Hafenstraße

Bewohner räumen Bauwagen-Kolonie / Vier Wagen brannten ab / Polizei durchsuchte Häuser  ■  Aus Hamburg Axel Kintzinger

Ein Großeinsatz der Polizei legte gestern nicht nur die Hamburger Hafenstraße, sondern fast den gesamten Stadtteil St. Pauli lahm. Anlaß der Aktion an der mehrere Tausend Polizisten und Bundesgrenzschützer aus Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein mit schwerem Räumgerät und Wasserwerfern beteiligt waren: Die Räumung einer Bauwagenkolonie zwischen zwei Hafenstraßen-Häusern.

In den frühen Morgenstunden hatte das Hanseatischen Oberverwaltungsgericht die Rechtmäßigkeit der Räumungsverfügung bestätigt.Bei Ablauf der vom zuständigen Bezirksamt verhängten Frist war bis auf vier fahruntüchtige Wohn- und Bauwagen das gesamte mobile Wohnquartier abgeräumt worden. Bauwagen-Bewohner hatten die Behörden gebeten, die restlichen Wagen mit Zugmaschinen - die Bewohner verfügten nur über einen kleinen Traktor - abzuschleppen.

Bezirksamt und Polizei gingen darauf nicht ein. Eine Stunde nach Ablauf der Frist rückten starke BGS-Kräfte von zwei Seiten an. Die übrig gebliebenen Bauwagen wurden daraufhin von den Bewohnern in Brand gesetzt, große Rauschwaden zogen über das Hafenviertel. Polizisten rissen danach den Zaun aus Eisenbahnschwellen nieder, der am Donnerstag als „antifaschistischer Schutzwall“ (Original-Ton Hafenstraße) errichtet worden war.

Etwa 2000 Personen hatten sich zu diesem Zeitpunkt vor den ehemals besetzten Häusern versammelt, gut die Hälfte davon waren Touristen: „Das sieht aus, als ob ganze Busladungen nur aus diesem Grund hier entleert wurden“, entsetzte sich ein NDR-Reporter auf Sendung. Die bis dahin friedliche Stimmung - ein Eisverkäufer machte das Geschäft seines Lebens, selbst der als Hardliner bekannte Hamburger CDU -Politiker Karl-Heinz Ehlers konnte sich unbehindert unter die Hafensträßler mischen - kippte . Personen, die sich im abgesperrten Bereich um die Hafenstraßen-Häuser befanden, vertrieb die Polizei unter Einsatz von Wasserwerfern. Leuchspurmunition wurde abgeschossen, nach Polizeiangaben sind auch Stahlkugeln aus Zwillen abgefeuert worden. Zu Verletzungen sei es jedoch auf beiden Seiten nicht gekommen.

Im Verlaufe des Nachmittages zeichnete sich ab, daß Ziel des Einsatzes offensichtlich nicht nur die Räumung des mobilen Wohnquartiers war. Die Polizei präsentierte Fortsetzung auf Seite 2%%

zwei Durchsuchungsbefehle für die Häuser. In einem Fall ging es um den Piratensender Radio Hafenstraße, der seit Wochen ungestört einige Stunden täglich funkt. Zum anderen hat nach Angaben der Polizei ein Verdacht auf Stromdiebstahl vorgelegen. In zähen Verhandlungen versuchte Hafenstraßen -Anwalt Rai

ner Blohm, die Polizei von der Umsetzung des Durchsuchungsbeschlusses an diesem Tag abzubringen. Dies gelang ihm zwar nicht, die Durchsuchung verlief jedoch ruhig. Fündig geworden ist die Polizei allerdings nicht. Lediglich eine Antenne wurde als Beweisstück entdeckt. Kurz vor 16 Uhr war einer der größten Hamburger Polizeieinsätze der letzten Jahre beendet.

Das gerichtliche Räumungsprozedere gestaltet sich für den sozialliberalen Senat und die städtische „Hafenrand Gmb H“ schwieriger als erwartet. Nach den vorliegenden Mietverträgen können einzelne Bewohner nicht bestimmten Zimmern oder Wohnungen zugerechnet werden.%%

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