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Communica zeigt Zukunft

■ Post mit einem Aufklärungsschiff am Tiefer

Blau ist sie, die Zukunft, mit einigen spacigen Nebels ausgestattet, davor eine Vielzahl von Tastaturen, Bildröhren. Die Post hat vor 29 Tagen ein Ausstellungsschiff angemietet, das von Bremen über Hamburg bis Lübeck diese Kommunikations-Zukunft zeigen soll. Die Zeit, in der das Briefeschreiben mit dem spezifischen Gummi-Geschmack auf angefeuchteten Lippen unzertrennlich verbunden war, werden danach vorbei sein. Teletext, Telefax, Telebox, Temex, Multitel heißen die Schlüsselworte der Zukunft. Wer sich bisher darüber geärgert hat, am Telefon ohne Bild des Gegenübers auskommen zu müssen - bald wird Big-Phon dasein. Wer keine Lust hat, sich von der schrillen Klingel des Telefons wecken zu lassen - ein neuer Knopf am Telefon der Zukunft wird das Signal: „Bitte jetzt in Ruhe lassen!“ aussenden. Umgekehrt wird das Rennen zum Telefon, wenns klingelt, ein Ende haben - derzeit 30.-Mark Aufschlag kostet der tragbare drahtlose Apparat, der 200 Meter weit funkt.

Das Tonband am Telefon, um das Nötigste aufzunehmen, wird als alte Technologie abgeschrieben - bei Communica ist es nicht mehr zu sehen. Und wer bislang mit einem Bein im Strafbarkeits-Raum stand, weil er ein „Nur-für

den-Export„-Modell von Telefon mit phantasievollem Design haben wollte - ab Mitte 1990 sollen die bürokratischen FTZ -Normen der Bundespost fallen.

Der Wunsch, abends an das Bankkonto heranzukommen, wird nicht mehr als gewerkschaftsfeindlich und Angriff auf die Ladenschlußzeiten abgetan werden können - das Home-Banking per btx wird die Schalter der Verbraucher-Bank entlasten. Per btx entfällt das Warten am Flughafen, weil die Verspätungen etwa wegen Überfüllung des Luftraumes abfragbar sind. Per btx einzukaufen könnte eigentlich jetzt schon eine Selbstverständlichkeit sein. Die Polizei hat ihre Fahndungsbilder eingespeist - für alle diejenigen, die sich ein paar Mark mehr verdienen wollen.

Und mit einer kleinen Karte wird die Suche nach dem Kleingeld am Telefon-Automaten in der Stadt beendet. In diesem Jahr sollen noch 80 Karten-Telefone allein in Bremen installiert werden, und mit der persönlichen Karte kann die Post die anfallenden Gebühren gleich auf die normale Telefon -Rechnung am Monatsende schreiben.

Am Tiefer, vor dem Werbe-Schiff der Post, demonstrierten ein paar Lehrlinge um ihre Einstellung.

K.W.

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