: Die Medchen-Frage
■ V O R L A U F
Jetzt mal ganz schnell und ohne nachzudenken: Was ist das Verheerendste am Fernsehen? Genau. Und was ist das Allerallerschönste? Getroffen! Das meinen 98 Prozent der Bundesbürger auch. Die restlichen zwei Prozent konnten sich wieder mal typischerweise nicht entscheiden zwischen Dütt und Datt, Pro und Contra, AFD und ZRF. Aber mitsehen, das wollen sie, die zwei Prozent. Das ham wir besonders gern: keine Meinung zum Fernsehen haben, keinerlei Antwort geben, und trotzdem gucken. Keinen Beitrag leisten zur hundertprozentigen Meinungsübereinstimmung, aber heimlich die Einschaltquoten durcheinanderbringen.
Wir allerdings, wir stehen sehr gut da, wir 98 Prozent, mit unserer bereitwilligen Offenheit, sofort unsere Meinung abzugeben. Jeder weiß jetzt, was wir für das Verheerendste, was für das Allerschönste am Fernsehen halten. Mit unserer Meinung ist Programmpolitik zu machen - ach, was sag‘ ich: mit unserer Meinung wird schon Programmpolitik gemacht. Besonders am Wochenende legen sich die Programmverantwortlichen schwer ins Zeug, um uns, die vollmündig meinende Bürgerschar, so richtig schön verheerend zu befriedigen. Aber an diesem Wochenende sollten die meinungslosen zwei Prozent unbedingt mit in die Röhre gucken, damit sie endlich mal begreifen, wie segensreich sich unsere dezidierte Meinung über das Fernsehen auf die Programmgestaltung auswirkt. Und wenn eines Tages ein anderer die Medchen-Frage stellen sollte, wird man von diesen zwei „Weiß-nicht„-Prozent auch eine klare Antwort hören: Was ist am Fernsehen das Verheerendste? Ja, richtig! Willkommen, die letzten zwei Prozent.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen