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„Gefängnis und Folter kennzeichneten das Regime des Schah“

Auszüge aus der Rede, die der verblichene Ayatollah zum ersten Jahrestag der Revolution, im Februar 1980, am Friedhof der Märtyrer zu Teheran hielt  ■ D O K U M E N T A T I O N

(...) Die Geburt des Propheten - wie auch die Hedschra (Flucht Mohammeds aus Mekka nach Medina im Jahr 622, Beginn der islamischen Zeitrechnung) - waren am Ursprung der göttlich inspirierten islamischen Bewegung, die der Ungerechtigkeit und der Korruption ein Ende gesetzt und somit die Herankunft der Gerechtigkeit, der Zivilisation und geistigen Förderung des Menschen ermöglicht hat. In Wirklichkeit ist die Hedschra vor allem die Flucht vor allen Ungerechtigkeiten und unislamischen Eigenschaften, um das absolute Licht und die Quelle der Vollkommenheit wiederzuerlangen.

Auf der Schwelle zum 15.Jahrhundert nach der Hedschra müssen sich die Moslems unter dem Banner Gottes und des Islams versammeln, um ihre legitimen Rechte zu verteidigen, um den Unterdrückern, vor allem den Supermächten des Ostens und des Westens, die Hände abzuschlagen und um die Diktaturen der sogenannten demokratischen, kommunistischen und anderen Regimes in ihre Schranken zu weisen. Die große, authentische Islamische und Göttliche Revolution, deren ersten Jahrestag wir heute feiern, fügt sich in die Große Bewegung ein, die mit Mohammed, dem Gesandten Gottes, ihren Ursprung genommen hat.

Die glückliche Geburt des Propheten und seine Auswanderung nach Medina, die den Beginn der islamischen Bewegung kennzeichnen, fanden zu einer Zeit statt, in der über dem ganzen Universum die Finsternis der Unwissenheit lag. Wie wilde Tiere begingen zu jenen Zeiten die Mächtigen Missetaten gegen die Entrechteten. Die islamische Bewegung des iranischen Volkes hat sich in einer Periode entwickelt, die sehr an jene Zeiten der Unwissenheit erinnert: Die Bajonette hatten die Gerechtigkeit ersetzt; Gefängnis, Folter und Unterdrückung waren der Lohn der Freiheit, während Armut und Leiden die Menschen vergessen ließen, was ein angenehmes und ruhiges Leben bedeutete.

Doch unser Volk und unsere Jugend haben revoltiert, weil ihre Meinungsfreiheit durch eine wilde, systematische und blutige Repression erstickt worden war. (...) Die Festung der Gerechtigkeit war zur Ruine verfallen, und die wilde und erbarmungslose Unterdrückung hatte solche Ausmaße angenommen, daß die Ehemänner nicht mehr bei ihren Ehefrauen und die Brüder nicht mehr bei ihren Schwestern sich darüber zu beklagen getrauten. (...)

In dieser Situation hat die Hand Gottes, des Allmächtigen, eingegriffen, um die Gerechtigkeit wiederherzustellen. Dieser Eingriff kristallisierte sich in der Losung Allah Akbar. Plötzlich sah das iranische Volk, wie sich seine Schwäche in Stärke und seine Erstarrung in eine dynamische Bewegung verwandelte. Und die Menschen Gottes, Opfer der Ungerechtigkeit, faßten wieder Mut. Sie begannen, das Martyrium als höchstes Glück zu begreifen, und waren bereit, als bestes Zeugnis ihrer Anbetung Gottes ihr Blut zu vergießen. So warfen sie sich dem Angriff des dämonischen Repressionsapparats entgegen und setzten 2.500 Jahren der Herrschaft der Krone ein Ende, einer Herrschaft, die sich vor allem durch Unterdrückung, Tyrannei und Müßiggang auszeichnete. (...)

Ah! Hätte das iranische Volk die Intellektuellen der ganzen Welt nur einladen können, um zu schauen, wie die Boulevards voll vom Blut waren, das unsere Jugend vergossen hat, und wie blutrot der Himmel über dem Iran geworden war. Ah! Hätten die freien Menschen der ganzen Welt das Wehklagen unserer trauernden Mütter und Schwestern hören können. Ah! Hätten sie wenigstens einigen wenigen von den unzähligen Verbrechen beiwohnen können, die das expansionistische Amerika und der gestürzte Schah begangen haben. (...)

Die ehrwürdigen Personen, die heute hier am Beheschte-Zahra -Friedhof versammelt sind, können einige der Verbrechen des gestürzten Schah feststellen und sich über den Gräbern der Märtyrer, die hier liegen, verneigen. Aber sie müssen wissen, daß das, was sie sehen, nur eine Miniaturausgabe der Hekatombe der Verbrechen ist, die der Schah - angestachelt von den Vereinigten Staaten - begangen hat.

Frieden, Erbarmen und Gottes Segen über euch.

Ruhollah Al Mussavi Al Khomeini

Übersetzung aus dem Französischen: thos

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