Dudenfrage-betr.: "Ist die deutsche Sprache noch zu retten?", taz vom 6.6.89

Betr: „Ist die deutsche Sprache noch zu retten?, taz vom 6.6.89

Irgendwann innerhalb der letzten drei Wochen hat sich ein FAZ-Leitartikler mal wieder Sorgen um den Zustand der sog. deutschen Sprache gemacht. Dosdrowskis Antwort darauf, in der Überschrift ironisch, im Text pathetisch und inkompetent, in der conclusion reaktionär, „folgt dem Gesetz der Ökonomie, mit einem Minimum an artikulatorischem und geistigem Aufwand ein Maximum an kommunikativer Wirkung zu erzielen, sie gleicht daher aus, vereinfacht und beseitigt Überflüssiges“. „Unverwüstliche Produktivität unserer Sprache“, „riesige Welle von Fremdwörtern anglo -amerikanischer Herkunft über uns hinwegbrandet“, „sind die Deutschen noch zu retten“, „riesige Welle von Fremdwörtern anglo-amerikanische Sprachgewohnheiten übernehmen“, „Wissenschaftler geben ihre Loyalität gegenüber der deutschen Sprache auf“, „wandern ... in großen Scharen ins Englische aus“, „Sündenregister“, „Stolz auf die Sprache“: gegen Dosdrowskis Sprachgewohnheiten hilft weder „ein Wortschatz von 14.000 bis 16.000 Wörter„(n) noch der Deutsche Duden, zumindest nicht, solange Dosdrowski ihn redigiert.

Josef Rettler, Berlin

Auch wenn die Duden-Redaktion damit nicht glücklich ist: Die deutsche Sprache verändert sich schneller, als sich Sprachkundler dagegen anstemmen können. Ihnen bleibt nur noch, die Veränderungen zu dokumentieren. Die Duden -Redaktion räumt mittlerweile ein, daß die weibliche Mehrheit des Volkes auch sprachlich zu erwähnen ist, weigert sich standhaft wie sinnlos, das auch in der taz benutzte -In zu akzeptieren, doch die Zeit arbeitet gegen sie.

Heinz Trost, Stuttgart