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Luftbrücke nach Windhuk

Nach der Amnestie für zurückkehrende Flüchtlinge setzt die Heimkehr nach Namibia ein Unterbringung in Übergangslagern / Reintegrationshilfen des Un-Flüchtlingskommissariats  ■  Aus Johannesburg Hans Brandt

Die größte Luftbrücke in der Geschichte Afrikas begann gestern mit dem Transport von etwa 50.000 Flüchtlingen nach Namibia. Die ersten 234 Flüchtlinge, in der Mehrzahl Angehörige der südwestafrikanischen Volksorganisation Swapo, trafen am Montag in Windhuk ein. In den nächsten zwei Monaten werden täglich mehrere tausend Menschen mit Charterflügen aus Angola und Sambia auf drei Flughäfen in Namibia landen. Der in der UNO-Resolution 435 festgelegte Unabhängigkeitsplan für Namibia hat damit einen wichtigen Abschnitt erreicht. Die Rückkehr der Flüchtlinge hatte sich um mehrere Wochen verzögert, nachdem sich die UNO und Südafrika nicht über Vorbedingungen einigen konnten. Doch letzte Woche erklärte der südafrikanische Generalverwalter in Namibia, Pienaar, endlich eine Amnestie für zurückkehrende Flüchtlinge. Gleichzeitig wurden letzte Apartheid-Gesetze in Namibia abgeschafft. Verhandlungen zwischen dem UNO-Sonderbeauftragten Martti Ahtisaari und Pienaar können sich nun auf die für November geplanten Wahlen konzentrieren. Der Wahlkampf soll Ende Juni beginnen.

Die ersten Rückkehrer wurden gestern von tanzenden und singenden Menschen begrüßt. Auf dem Flugfeld waren allerdings lediglich Vertreter des UNO-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR) und der südafrikanischen Verwaltung zugelassen. Die Behörden hatten politische Demonstrationen zum Empfang der Flüchtlinge nicht zugelassen. Die Flüchtlinge erhalten bei ihrer Ankunft Decken, Lebensmittel und Kochgeräte und werden dann in Empfangslager gebracht. Dort werden sie etwa eine Woche vom Kirchenrat in Namibia betreut, während sie bürokratisch erfaßt werden. Dann sollen sie zu ihren Angehörigen zurückkehren. Doch auf die Zurückgekehrten wartet eine ungewisse Zukunft. In Namibia wohnen nur etwa 1,5 Mio. Menschen, so daß das Land eine Flut von 50.000 Flüchtlingen nur schwer integrieren kann. Es wird erwartet, daß nur wenige Arbeit finden werden. In größeren Orten ist zudem ein großer Wohnungsmangel zu erwarten.

Indessen haben seit Ende letzter Woche etwa 1.500 angolanische Flüchtlinge die Grenze nach Namibia überquert. Sie flüchten angeblich vor Kämpfen zwischen Regierungstruppen in Angola und der Rebellenorganisation Unita. Namibische Behörden betreuen die Flüchtlinge vorübergehend, haben jedoch UNHCR um Hilfe gebeten.

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